31.01.2015   

Meliorationsgenossenschaft "Glietzener Polder"

Autor: Karl - Heinz Schwoch

In der Chronik unseres Dorfes ist bereits auf Seite 43 von der Melioration die Rede.
Im gesamten Oderbruch war nach der Trockenlegung eine Wasserwirtschaft und Melioration unerlässlich. Seit der Trockenlegung des Oderbruchs wurden die wasserwirtschaftlichen Aufgaben staatlich geregelt. Es gab eine Reihe von Einrichtungen, wie die Deichverwaltung, die Wasserwirtschaftsdirektion, die staatliche Melioration sowie den Wasser- und Bodenverbänd des Oderbruchs und die Meliorationsgenossenschaft.
Der Wasser- und Deichverband ist für die Grabensysteme, der Entwässerung und auch der Bewässerung, unterhaltungspflichtig. Für die praktischen Arbeiten wurden eigens dafür spezialisierte Betriebe geschaffen. Hunderte von Kilometer Gräben sind jährlich zu Krauten, auszubessern und auch teilweise neu anzulegen. Solch ein Betrieb war auch die Meliorationsgenossenschaft „Glietzener Polder“ in Altranft. Bereits 1963 wurde diese Zwischengenossenschaftliche Einrichtung produktionswirksam. Die Trägerbetriebe waren die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften des Altkreises.
In unserem Altkreis war auch das bezirkliche Meliorationskombinats mit einem sehr leistungsstarken VEB Meliorationsbetrieb ansässig. Der Sitz war der gesamte Komplex links am Weidendamm in Bad Freienwalde. Auch dieser große Betrieb existiert nicht mehr.
In den Anfangsjahren war überwiegend Handarbeit in der Grabenkrautung und in der Grabeninstandsetzung anzutreffen. Die Anforderungen an den Betrieb stiegen. Es wurden neue Aufgaben übertragen, so die Instandhaltung offener Wasserläufe und die Instandhaltung der gesamten Vorfluter. Die Ackerbodenentsteinung, der Schöpfwerkbau, der Flurholzanbau, die Teichsanierung und der Rationalisierungsmittelbau kamen hinzu. Um diese komplexen Aufgaben durchführen zu können war ein gefestigtes Leitungskollektiv notwendig. Es bedurfte die volle Unterstützung der LPG und des Bevollmächtigtenrates.
Ein erhöhter Mechanisierungsgrad und somit die Entwicklung neuer spezieller Technik war zwingend erforderlich. Die Meliorationsgenossenschaft hatte einen eigenen Rationalisierungsmittelbau. Aus den zu dieser Zeit vorhandenen technischen Möglichkeiten wurden technische Geräte für die Krautung und Grabengrundräumung entwickelt und gebaut. Unterstützung kam auch aus dem Meliorationskombinat. Meliorationsingenieure und fachlich qualifizierte Produktionsarbeiter bereicherten die Belegschaft der Meliorationsgenossenschaft. Das wichtigste war aber die Belegschaft zu mobilisieren und sie fachlich auf diese neuen Aufgaben vorzubereiten.

Um 1980 war die Belegschaft der MG auf durchschnittlich 130 bis 140 Kollegen angewachsen. Die Herausbildung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zu spezialisierten Betrieben der Pflanzen- und Tierproduktion war bestimmend für die weitere Entwicklung der MG. Auf Grund dieser gigantischen Entwicklung in der Landwirtschaft war die Bildung des Agrochemischen Zentrums mit ca. 180 Mitarbeitern und der zwischengenossenschaftlichen Bauorganisation mit ebenfalls ca. 180 Kollegen in Wriezen eine folgerichtige Maßnahme. Nur so waren die ständig wachsenden Baumaßnahmen und die Chemisierungsaufgaben in den LPG des Kreises zu bewältigen.
Für die Landwirtschaft arbeiteten die Kreisbetriebe für Landtechnik, Sitz in Wriezen und der Landtechnische Anlagenbau, Sitz in Altranft. Diese Betriebe waren jedoch keine Kooperativen Einrichtungen der Landwirtschaft. Die hier erwähnten Betriebe arbeiteten überwiegend für die Landwirtschaft. Mit Enden der LPG im Kreisgebiet war auch der Auftraggeber für Bauten und ihre Instandhaltung, für Pflanzenschutzmaßnahmen und der großflächigen Düngung nicht mehr vorhanden.
Die erforderlichen Meliorationsmaßnahmen liefen nahtlos weiter. Im Kreis Seelow wurde 1991 der Wasser- und Bodenverband Oderbruch gebildet. Gegenwärtig ist der langjährige LPG-Vorsitzende und Vorsitzender der Agro-Genossenschaft Altreetz, Bernd Hoffmann, Verbandsvorsteher.
Trotz allen Maßnahmen der vielfältigen wasserwirtschaftlichen Möglichkeiten, hoher maschineller Einsatz und ständig steigenden finanziellen Aufwand ist die steigende Vernässung der Ackerflächen unübersehbar. Insbesondere haben sich die Stauwasserflächen vergrößert. Kleine Senken stehen oft über Monate unter Wasser. Seit Jahren ist eine schleichende Vernässung der Böden festzustellen. Ganzjährlich gab es dieses Binnenhochwasser in diesem Ausmaß nicht. Die Landwirte haben sich bereits daran gewöhnt und gehen auch damit locker um. Sie wissen, Pumpen helfen nicht gegen nasse Felder, verursacht durch Dränge- Wasser und Niederschläge. Es zeigen sich bereits größere Ertragsprobleme. Steigende Kosten ergeben sich für fast alle landwirtschaftlichen Betriebe. Es bleibt aber für die Landwirte ein Verlust. Für die Natur ist möglicher weise ein Gewinn. Für das Oderbruch ist eine klare Perspektive offen.

Wo wird die Entwicklung hingehen? Die Landwirte sind bemüht eine gepflegte Kulturlandschaft zu erhalten. Die öffentliche Hand muss weiter in die Betriebe des Oderbruchs investieren. Weltweit schwinden die Ackerflächen. Es gibt hierfür die unterschiedlichsten Ursachen, so zum Beispiel die Bebauung, die Versieglung aber auch die Versteppung von Böden. Der Erhalt des Oderbruchs muss als eine langfristige Agrarpolitische Aufgabe betrachtet werden. Das Oderbruch ist eine einzigartige Kulturlandschaft auch wenn sie gegenwärtig nicht vorrangig für die Sicherung der Ernährungsgrundlage gebraucht wird. Gedanken der Renaturalisierung sind vorhanden. Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben, dass die Dinge problemlos verlaufen.
Mit großer Sorge sehen die Landwirte und viele Dorfbewohner in die Zukunft. Der seit Jahren vorhandene Streit um die Biberplage ist weiter offen. Hier reiben sich der Naturschutz und der Umweltschutz. Es ist aber festzustellen, dass es gewisse Überlegungen zur Reduzierung der Biberplage gibt. Eine schnelle Entscheidung ist aber nicht zu erwarten. Es sieht eher danach aus, dass es keine Lösung geben wird. Wie immer müssen erst große Schäden entstanden sein um zu einer akzeptablen Lösung dieses offensichtlichen Problems zu kommen. Es darf aber nicht soweit kommen, dass erst eine drohende Katastrophe die Verantwortlichen wach rüttelt. Hierzu muss eine klare staatliche Entscheidung getroffen werden.

Nachtrag:
Im Herbst 2014 gab Herr Bernd Hoffmann den Vorsitzt des Wasser und Bodenverbandes auf. Herr Hoffmann ist nun Rentner.

 
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