20.02.2018   

Das Fischerhaus (Rohrhaus)

Autor: Ortschronist Karl - Heinz Schwoch

Zu Beginn der nun folgenden Schilderung sollten Sie etwas Fantasie entwickeln.
Bereits 1735 dann weiter 1747 bis 1762 erfolgte die Eindeichung und somit die Trockenlegung des Oderbruchs. Die Trockenerhaltung ist auch in der gegenwärtigen Zeit ständig notwendig und kostet viel Geld. Das Oderbruch konnte etwa um 1753 besiedelt werden. Es entstanden nach und nach ca. 30 Dörfer.

Historische Aufnahme (privat) Nach der Restaurierung der Außenhülle

Es gab etwa 20 Fischer vor der Trockenlegung in Altranft. Mit der Trockenlegung, von Beginn 1753 bis 1786, wurde Altranft von einem Fischerdorf zum Gutsdorf.
12 Fischer waren auch noch nach der Trockenlegung ansässig. Schon damals wurden die Fischer wegen der Trockenlegung und somit dem Wegfall ihrer Existenzgrundlage etwas entschädigt. Aus den Fischern wurden Landarbeiter. Im Dorf siedelte sich Handwerk und Gewerbe an.
Die Einwohnerzahl stieg. Wohnraum wurde gebraucht. Die Fischer hatten auf den höher gelegenen Stellen im Dorf kleine Fachwerkhütten zur Lagerung und Trocknung ihrer Fischereinetze und Geräte. Es muss logischerweise eine größere Anzahl dieser Hütten gegeben haben. Solch eine Hütte bildete die Grundlage für den Um- und Ausbau zu einem Wohnhaus.
Das Fischerhaus war geboren.
Hier die bewegte Geschichte dieses alten Fachwerkbauses.
1759 als, nennen wir es Wirtschaftsgebäude, erbaut. 1768 erfolgte ein Umbau. 2 Wohnungen und ein Stall wurden eingerichtet. 1849 wurde der Stallteil abgerissen und in gleicher Bauweise ein Anbau errichtet. 4 Wohnungen waren somit vorhanden.

In den 1990er Jahren 2017

Um das Fischerhaus wurden Stallungen - ein Backofen und Waschhaus errichtet. Es gab ein Brunnen mit einer Schwengelpumpe. Holzmieten standen stets in unmittelbarer Umgebung. Vier Plumpsklos gab es.
Das gesamte Grundstück gehört dem Gutsherrn.
Wer zu dieser Zeit dort wohnte ist nicht überliefert. Es müssten aber Gutsarbeiter gewesen sein. Die Wohnverhältnisse waren, gemessen an den heutigen Ansprüchen, äußerst bescheiden. Eine Küche, ein Wohnzimmer und eine Kammer ( heute halbes Zimmer ) waren eine Wohnung.
1945 wurde das Gut durch die Bodenreform aufgesiedelt. Unter anderem erhielten bauwillige Neusiedler Bauparzellen zugeteilt. Es gab auch Verlosungen solcher Baustellen. Ernst Schwoch erhielt die Baustelle, es waren zwei Gärten neben dem Rohrhaus (Fischerhaus) und der Komplex, auf dem das Fischerhaus steht. Das Rohrhaus war ein 4 - Familien - Wohnhaus. Es war stets bewohnt.
Entsprechend der damaligen Gesetzgebung war der Wohnraum in kommunaler Verwaltung. Die Gemeindeverwaltung verwaltete und vermietete die Wohnungen. Der nun neue Eigentümer des Rohrhauses ließ das Bodenreformgrundstück teilen. Der Rohrhausteil ging an den staatlichen Bodenfonds zurück.
Bis etwa 1986 war das Rohrhaus stets bewohnt. Es gab unterschiedliche Nutzungen einiger Wohnungen. In einer Wohnung war zeitweise ein Jugendclub eingezogen. Durch den zunehmenden Zerfall gab es Leerstand. Gelegentlich wurden aber noch Wohnungen als Notwohnung vermietet.
Mit der Bildung des Freilichtmuseums in Altranft ging das Rohrhaus im Museumsbestand über. Es war eigentlich die Rettung für dieses alte Haus.
Ein sichtbarer Vergleich ist das Flurmittelhaus am Anger. Das Flurmittelhaus um 1960 und sein Zerfall.
Zum Fischerhaus.
Es gab Versuche der Gemeinde, das dem Zerfall preisgegebene Haus zu erhalten. Mitte der 1970er Jahre war eine neue Rohrdachdeckung geplant. Das benötigte Rohr stand schon zur Verfügung, aus nicht mehr belegbaren Gründen wurde keine Eindeckung vorgenommen. Das Rohr vergammelte und wurde entsorgt. Es erfolgte aber eine Dachdeckung mittels Bleche.
Jeder Besitzer hat im Laufe der Jahre immer kleine Veränderungen am Baukörper vorgenommen. Türen und Fenster wurden verändert. Schornsteine erhielten ein anderes Aussehen.
Die Wohnungen wurden zu Ausstellungsräumen umgestaltet. Es gab durch die jeweiligen Museumsleitungen sehr unterschiedliche Nutzungskonzepte. Jetzt stehen museal-pädagogische Raumnutzungen an. Eine Museumskonzeption beinhaltet, im Fischerhaus die Lebensbedingungen der Fischer oder Landarbeiter sichtbar zu gestalten. Das wäre eine gute museal-pädagogische Leistung. Die Jugendlichen und Kinder können zu mindestens anschaulich sehen, wie das häusliche Leben, Beispielsweise um 1910, auf dem Dorf verlief. Eine Küche würde das häusliche Leben am deutlichsten zeigen. Eine Küche ohne Elektroherd, ohne Wasserleitung, ohne Zentralheizung, ohne Spülmaschine und Kühlschrank, ohne Mikrowelle und Kaffeemaschine. Kein Bad, keine Innentoilette, keine Waschmaschine.
Hieran könnte dann die Bedeutung der Dörfer, ihrer Bewohner, als Lebensmittelerzeuger herausgearbeitet werden. Ja, auch die großen industriellen Fortschritte müssen erklärt werden, auch mit den ländlichen Nachteilen.
Ich weiß, dass keine Leitung irgendwelche Hinweise von Außenstehenden braucht. Dennoch, bitte über eine solche Küche nachdenken.
Eine unvollständige Aufzählung der Bewohner des Fischerhauses. Es gibt keine Unterlagen über die Hausbewohner.
Die Rentnerin Frau Sauerland wohnte in der linken Wohnung. Sie lebte dort mit ihrer Tochter Elisabeth und Sohn Richard. Sie hat wohl dort am längsten gewohnt und sie war auch die Älteste. Weitere Bewohner waren, die Familie Taenz, Familie Liebenow, Familie Stein, Familie Peitz, Rentner Ehepaar Ehrhardt, Schwester Brigitte und die letzten Bewohner waren das junge Ehepaar Rayer mit 2 kleinen Kindern.

Stand Februar 2018.
Ortschronist KH Schwoch

 
2017 31.12.2005
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