20.09.2025 | ||
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Die Volkssolidarität beim Landeserntefest |
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Ein halbes Jahr Vorbereitungszeit liegt hinter uns, um an den zwei Tagen im September beim 20. Landeserntefest im Historischen Ernteumzug mitlaufen zu können. Für die Idee, unsere Gruppe als Flüchtlinge und Vertriebene darzustellen, haben wir Ortsnamen unserer Mitglieder gesammelt, die aus der Neumark, dem heutigen Polen stammen, sowie aus Ost- und Westpreussen, Pommern und Schlesien. Diese Geburtsortsnamen haben wir auf Pappe geschrieben und am Kremser angebracht, auf dem unsere ältesten Mitglieder im entsprechenden Outfit nebst Reiseutensilien fuhren. Neben dem Wagen liefen rechts und links die jüngeren Leute mit Rucksack, Pappkoffer und Handgepäck. Im Anschluss kamen zwei Handwagen und eine Holzschubkarre mit Fluchtgepäck und ein Kinderwagen aus dieser Zeit. Letzteren haben wir uns aus der Bliesdorfer Heimatstube ausgeliehen, der bereits in vorherigen 650 - Jahrfeierfestumzügen in diesem Jahr mitgeführt wurde. Den Kremser haben wir uns wie schon seit Jahren bei Frank Philipp geborgt und den Traktor davor fuhr R. Gellert mit Enkel. Da wir für den Kremser weder Pferde noch Ochsen zur Verfügung hatten und auch nicht wollten, haben wir einen Ochsenkopf aus Kaninchendraht und Pappmaché anfertigen lassen, um den Traktor in das Jahr 1945 zu transferieren. Das meiste Fluchtgepäck stammte aus privaten Dachböden und Scheunen oder aus dem Depot des Museums. Hier konnten wir auch etliche Kleidungsstücke ausleihen, die in diese Zeit passten. |
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Das 2. Bild, welches wir im Umzug darstellten, war die Gründung der Volkssolidarität im Oktober 1945. Neben Obdachlosigkeit und Hungersnot war diese Zeit durch Chaos und Strukturlosigkeit geprägt. Der Solidaritätsgedanke, die Idee, dass einer dem anderen helfen muss, dass das Volk miteinander solidarisch umgehen sollten, um nicht in Apathie und Lethargie zu versinken, wurde zur Grundidee erster spontaner Vereinigungen und Verbände. Im Bild stellten wir die Volkssolidarität als mobile Suppenküche und mit Sammelbüchse dar. Was lag näher, als uns im 80. Gründungsjahr der Volkssolidarität selbst und ihren Anfang zu zeigen, was viele Menschen nicht wussten. Unser 3. Bild sollte die Bodenreform darstellen, die bereits im September 1945 ihren Anfang nahm. Mit einem 2 Meterzirkel und Bodenreformurkunde wurde J.Presser ausgestattet und K.Zierke zeigte mit Holzpfahl und Hammer, wie die neuen Grundstücke begrenzt wurden. Großgrundbesitzer, die mehr als 100 ha besaßen, wurden enteignet und auch ihr gesamtes Inventar, ihre Häuser und persönlicher Besitz wurde konfisziert. So auch Land und Schloss der Familie Eschenbach in Altranft. |
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Es ist schon merkwürdig, wie ein Rollenbild wie das unsere jede Persönlichkeit prägt und auch die Gruppe zusammen schweißen kann. Alle haben eigene Erinnerungen oder die der Familie aufgefrischt oder Bücher gelesen und Filme aus dieser Zeit geschaut. Obwohl es auch ein Ernteumzug war, haben wir doch versucht, so authentisch wie möglich zu wirken und mental waren wir es auch. Mit 30 mitwirkenden Personen, auch einige Nichtmitglieder aus dem Dorf, waren wir ordentlich im Umzug vertreten. Trotz des gewaltigen Mammutprojektes für uns und den gesamten Ort, hat uns die Vorbereitung und der Umzug selbst an beiden Tagen großen Spaß gemacht. Nicht nur die Kreativität beim Aussuchen der Umzugskleidung und des Gepäcks hat uns gefordert, auch das Schmücken der Häuser und Vorgärten, war mit und ohne Wettbewerb von tollen Ideen und Lebensfreude geprägt. Das Miteinander im Dorf war großartig und alles in allem war es weniger Arbeit und mehr Spaß an der Freude... |
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