07.01.2019   

Fast wahre Geschichten - kleine zeitlose Kurzgeschichten

Autor: Karl Heinz Schwoch

Vorwort zu den kleinen, frei erfundenen Geschichten. Liebe Leser!
Diese kleinen Geschichten könnten fast wahr sein.
Es sind kleine frei erdachte, sehr unterschiedliche, kurze Erzählungen. Sie haben keine große Bedeutung und sind ganz sicher nicht in einem Zusammenhang zu unserem sonstigen Lebensstil zu setzen.
Lesen Sie in aller Ruhe.
Nehmen Sie die Texte nicht zu ernst, sie sollen einfach zur Unterhaltung beitragen, etwas erheitern, wenn das gelungen ist, bin ich zufrieden. Zu einigen Inhalten könnten Sie nickend zustimmen. Was nicht so ankommt, macht nichts, Sie haben es nun schon gelesen.
Ich gebe einen Rat, lesen Sie die Geschichten nochmals, denn oft erschließt sich einem dann noch deutlicher der versteckte Schelm und vielleicht auch die Ironie, die darin steckt.

Ich habe lange gezögert ein Heft mit diesen Texten zu veröffentlichen.
Es ist leichter über etwas Geschriebenes zu urteilen, bitte tun sie es.

Viel Spaß beim Lesen.
Ihr KH Schwoch

Die lustige Amtsstube.

Günter, der Ehemann der Leiterin der Urkundenstelle, musste am 11.11. am frühen Nachmittag zum Hausarzt. Er war am Blinddarm operiert und hatte seine letzte Narbenschau. Sie hatten ausgemacht, dass sie gemeinsam in der Amtsstube Kaffee trinken. Die Sekretärin der Stadtplanung war auch eingeladen. Beide Frauen kannten sich schon jahrelang und sie hatten ein sehr gutes persönliches Verhältnis, was in einem Rathaus nicht selbstverständlich ist. Pünktlich, um 15 Uhr war Günter mit den 3 Käsetortenstücken im Büro. Er hatte noch einen Beutel Apfelsinen mitgebracht. Beim Auspacken machte sich eine selbständig und schaffte es unter den großen, breiten Schrank mit Formularen und Urkunden. In der hinteren Ecke kam die Apfelsine zur Ruhe. Christel und Günter knieten sich nieder und erkundeten die Lage. Ohne einen Gegenstand, wie einen Besenstiel oder ähnliches, war kein herankommen an diese Frucht. Günter sagte: „so geht das nicht“.
In diesen Moment trat Sigrid ein und fragte: „Was geht so nicht“.
Was macht ihr denn da unten?
Nach was sieht es denn aus, fragte Günter.
Sigi antwortete in ihrer immer sehr direkten Art. Chris kniet am Boden, in die Schrankecke gedrängt und du kniest dahinter, ich würde sagen Sex von hinten und ohne abzuschließen.
Sigi wurde in die prekäre Lage eingeweiht. Ein Besen muss her! --- aber finde mal einen Besen in einem Rathaus.
Es gibt keinen.
Die Reinigungsfirma hat einen kleinen Raum, dort sind die Arbeitsgeräte abgestellt. Es ist aber zugesperrt. Der Haustechniker hat zwar einen Schlüssel aber finde mal den Hausmeister - so hieß seine Funktion früher-. Es ist genauso unmöglich als wolltest du den Bürgermeister persönlich sprechen.
Eine andere Lösung fiel Sigi ein. Im Ratssaal war am Vortag eine Sitzung der Baukommission. Sie hatte auch daran teilgenommen und wusste, dass der Bauamtsleiter mit einem Teleskopzeigestock am Stadtplan auf mögliche Baustellen zeigte. Dieser Stab wurde geholt. Er ließ sich auf fast einen Meter ausziehen.
Nun ging es ans Werk. Alle drei knieten sich auf den Fußboden und Sigi versuchte die Apfelsine vor zu locken. Günter kommentierte die bisher erreichte Position. Schließlich kollerte die Orange vor. Günter sagte, wenn jetzt der Oberamtsrat Alfred Klausen herein käme, was würde der denken? Er würde sagen, ein flotter Dreier in der Urkundenstelle, das hat es auch noch nicht gegeben.
Alle drei, am Boden sitzend, schauten sich an und prusteten laut lachend los und wieder nicht abgeschlossen, sagte Sigrid.
Es wurde noch eine sehr lustige kleine Kaffeerunde in dieser Amtsstube.

Sein großer Wunsch erfüllte sich.

Er hat sich eine Harley gekauft. Es war aber schon Herbst und die Motoradsaison ging zu ende. Es geht nun um die Unterbringung dieser, seiner so geliebten, Maschine. Die Garage war schon besetzt. Dort stand der kleine VW. Sie hätten auf ihrem Grundstück noch Platz für einen Carport. Eine solche Lösung ist für eine Harley, -- völlig unakzeptabel.
Er hatte aber längst eine Idee für die Überwinterung und es könnte sogar eine Dauerlösung werden. Aber es kommt meistens anders als gedacht.
Mitten in seinen Überlegungen traf die Nachricht ein, -- Mutti – seine - Schwiegermutter - kann nicht mehr selbständig in ihrer Stadtwohnung leben.
Was ist das Beste für Mutti?
Sie waren auf eine solche Situation schon mental darauf eingestellt aber wie immer, ist es nicht der richtige Zeitpunkt. Es stand eine Heimunterbringung bevor oder ein Einzug in ihrem Haus. Sie waren in ihrem Berufsleben verbeamtet und sind mit 60 Jahren in Pension gegangen. Mutti, bei sich zu Pflegen war beschlossene Sache.
Sie hatten in den zurückliegenden Jahren mehrmals Mutti für einige Tage aber auch Wochen bei sich. Es war nicht immer einfach mit ihr. Sie hatte ihre Probleme. Er musste seine Harley mit in die gemeinsamen Überlegungen einbeziehen.
Er schlug vor, die Harley in der Diele zu überwintern und Mutti bekommt ihr Schlafzimmer. Sie beziehen ihr Schlafzimmer oben.
Seinen, etwas hinterhältigen Vorschlag machte seine Frau richtig wütend.
Der Protest brach los.
Sie schimpfte. Erstens, steht Mutti an erster Stelle und nicht dein Moped. (mit dem Wort Moped traf sie ihm hart) aber gut, wer austeilen will, muss auch einstecken können.
Seine Harley in der Diele, das geht gar nicht. Auf keinen Fall überwintert deine Harley in unserer Wohnung. Und warum nicht fragt er. Sie,- - sie steht im Weg rum,-- riecht komisch-- und tropft auf den Teppich.
Er wenns danach ginge müsste deine Mutter auch raus!

Sie stutzte einen kleinen Augenblick. -- Was sie wohl dachte?
Er lenkte ein.
Komm lass uns nochmal gemeinsam überlegen. Nun spielte er seinen Trumpf mit dem Wintergarten aus. Dieser Wintergarten wurde eigentlich nicht so richtig genutzt. Sie hatten zahlreiche Blattpflanzen und Blumen das ganze Jahr dort zu stehen. Er entwarf ein Nutzungsplan,-- eigentlich einen kleinen Umbauplan.
Drei kleine Veränderungen standen an. Der Wintergarten musste einen Zugang vom Garten erhalten. Ein Plattenweg war die beste Lösung. Innen muss der Wintergarten durch eine kleine Trennwand, in Trockenbauweise, geteilt werden. Von ihrem Schlafzimmer,- jetzt Muttis-, muss an statt des Fensters eine Terrassentür eingebaut werden, so kann Mutti mit ihrem Rollstuhl, ihren Teil des Wintergartens erreichen.
Der andere Teil ist für die Harley vorgesehen. Die Blatt und Blumenpflanzen werden aufgeteilt. Große finanzielle Probleme machten ihr die Baumaßnahme nicht. So wurden sie sich einig.
Es bleibt nur zu hoffen, dass sie gesund bleiben und dann geht’s im Frühjahr mit der Harley auf die Piste.

Erzählt von KH Schwoch

 
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