06.12.2018   

Die Rentnerfibel

Autor: Karl-Heinz Schoch

Grundregeln ab 60
Es ist Zeit, das während des gesamten Lebens gesparte Geld auszugeben und es nicht für andere audfzuheben, die dann etwas genießen, von dem sie nicht wissen, wieviel es gekostet hat.
Es ist nicht die Zeit, Investitionen zu machen, egal wi verlockend sie scheinen, denn sie bringen nur Probleme, und es sollte doch jetzt die Zeit für Frieden und Ruhe gekommen sein.

Machen Sie sich keine Sorgen um die finanzielle Situation Ihrer Kinder und Enkel; fühlen Sie sich nicht schuldig, Ihr Geld für sich selbst auszugeben. Sie haben ihnen mit einer guten Ausbildung das Mögliche geboten. Nun sind sie für sich selbst verantwortlich.

Seien Sie ein bisschen egoistisch, ohne zu übertreiben. Machen Sie Ausflüge und gönnen Sie sich das, was Sie sich immer vorenthalten haben, nur damit es den anderen an nichts fehlte.

Führen Sie ein gesundes Leben, ohne große Anstrengungen. Machen Sie leichte Gymnastik und ernähren Sie sich gesund.

Kaufen Sie das Beste und Feinste. In dieser Zeit ist es wichtig, das Geld für sich selbst auszugeben, für das was Sie mögen und Ihnen gefällt. Vergessen Sie nicht, nach dem Tod bringt das Geld nur Hass und Rachegefühle.

Regen Sie sich nicht über Kleinigkeiten auf. Alles geht vorüber, seien es die guten Momente, an die man sich erinnern sollte, oder die schlechten, die man schnell vergessen sollte.

Achten Sie auf Ihr Äußeres und seien Sie immer sauber. Seien Sie eitel. Gehen Sie zum Friseur, pflegen Sie Ihre Nägel, gehen Sie zum Hausarzt, Zahnarzt und verwenden Sie sparsam Parfüm und Cremes. Wenn Sie schon nicht mehr jung und schön sind, so seine Sie zumindest gut gepflegt.

Seien Sie up-to-date. Lesen Sie Bücher und Zeitungen, hören Sie Radio, sehen Sie gute Programme im Fernsehen, gehen Sie ins Internet, senden und beantworten Sie E-Mails, schreiben Sie sich in die sozialen Netze ein, rufen Sie Ihre Freunde an.

Respektieren Sie die Meinung der jungen Menschen, geben Sie Ihre Meinung bekannt. Aber diskutieren Sie nicht mit ihnen, auch wenn Sie davon überzeugt sind, dass die Jungen sich irren.

Pflegen Sie ein Hobby, wie Reisen, Wandern, Kochen, Lesen, Tanzen, Pflanzen pflegen, Malen, Kartenspielen mit Freunden, Internet, als Freiwillige oder sammeln Sie etwas. Tun Sie, was Ihnen gefällt, und was Sie sich leisten können.

Sie sollen immer etwas Neues oder zweckmäßiges lernen und keine Angst vor dem technologischen Fortschritt haben.

Nehmen Sie Einladungen zu sozialen oder kulturellen Veranstaltungen an. Besuchen Sie Museen, gehen Sie ins Kino. Das Wichtigste ist, für eine Weile das Haus zu verlassen. Aber seine Sie nicht böse, wenn man Sie nicht einläd, das das manchmal nicht geht. Denken Sie darann, als Sie jung waren haben Sie auch Ihre Eltern nicht zu allem eingeladen.

Die Schmerzen und Leiden sind immer vorhanden, machen Sie sie nicht noch problematischer als sie sind. Wenn Sie darüber sprechen, versuchen Sie sie zu minimieren. Schließlich geht es ja nur Sie an und es sind Ihre Probleme und die Ihrer Ärzte.

Widmen Sie sich jetzt im Alter nicht so intensiv der Religion, indem Sie ständig und fanatisch beten. Die gute Nachricht ist, dass Sie bald Ihre Bestellungen persönlich machen können.

Lachen, lachen Sie viel; lachen Sie über alles, Sie sind ein glücklicher Mensch, denn Sie haben bereits ein Leben gehabt und der Tod wird nur eine neueungewisse Etappe sein, so wie auch Ihr gesamtes Leben ungewiss war.

Wenn jemand Ihnen sagt, dass Sie nichts bedeutendes mehr tun, so ignorieren Sie das und machen Sie sich keine Sorgen, Sie haben bereits viele wichtige Dinge gemacht. Sie und Ihre Geschichte - gut oder schlecht - sind bereits geschehen.

Denken Sie daran, was Mario Benedetti sagt: "Geben Sie nicht auf, bitte geben Sie nicht einmal auf, - weil die Kälte brennt, - weil die Angst beißt, - wil die Sonne untergeht und der Wind aufhört. Noch hat Ihre Seele Feuer, noch gibt es Leben in Ihren Träumen, denn jeder Tag ist ein neuer Anfang, denn jetzt ist die Stunde und der beste Augenblick."

Wir und die Wirtschaft
...Lustig ist das Rentnerleben, können morgens schon einen heben. Wir verjubeln alles vor unserem End, das ist das beste Testament, faria, faria, faria ho.

...Die Augenärzt, wunderbar, leben gut vom grauen Star! Und auch Spitäler, Krankenschwestern, Optiker, Operateure kommen gut damit klar!

...

Aus dem Leben gegriffen
Oma sagt zu Opa, ich habe in der Zeitung gelesen, was ein weiser Mann schon vor über 2000 Jahren über die Kinder gesagt hat.
Und, fragt der Opa, hat er Recht?
Hörs dir mal an:
"Alle Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer." (Sokrates 470 - 399 vor Christi)
Ja, das stimmt, sagte der Opa, bei unseren war es genauso.
Und wie ist es heute?
Viel anders ist es nicht georden - oder doch?
Die Welt ha tsich seit dem sehr verändert und somit auch wir und unsere Kinder.
Oma und Opa erinnern sich.
Zwei Kinder haben sie großgezogen, eine Tochter und einen Sohn.
Die Tochter heiratete früh. Die Ehe ging nach drei Jahren in die Brüche. Einen Sohn hat sie bekommen. Er war der Großeltern ganzer Stolz. Er wuchs nach der Kindergartenzeit überwiegend bei den beiden Alten auf. Alle Probleme und Sorgen fingen sie auf und machten stets das beste daraus. Die Schulzeit und Lehre als Elektromonteur waren gute Jahre.
Die Sturm- und Drangzeit des Enkels begann. Die Fahrerlaubnis stand an. Fleißig wurde gelernt, Opa half besonders bei der Vorbereitung zur praktischen Prüfung. Es ging alles gut. Die Rechnung bezahlte Opa.
Was nun als nächstes kam, war abzusehen. Was nutzt die Fahrerlaubnis ohne Auto. Ein guter Gebrauchter, VW 3, musste es sein. Opa bezahlte die Rechnung, natürlich die Steuern, die Versicherung ebenfalls. Monatlich fielen ca. 50 Euro Spritgeld an.
Die neue Arbeitszeit war auf 3 Monate Probezeit begrenzt. Eine Übernahme war offen.
Jeder junge Mann mit PKW hat sofort eine Freundin. Bei unserem Enkel war es nicht anders. Sie war ein intelligentes Mädel. Sie ging bei uns ein und aus. Nach einem halben Jahr teilte uns unser Enkelsohn mit, dass sie sich eine eigene Wohnung gesucht haben, und sie werden umziehen.
Die Sorgen der Oma waren unüberhörbar. Alles ging so schnell. Habt ihr euch das auch gut überlegt, und alles ist so teuer. Ihr habt doch gar keine Möbel usw. Hast du das auch mal mit deiner Mutter besprochen, fragte Oma. Ach die, sagte der Enkel, hat mit ihrer Arbeit und dem neuen Lebensabschnittsgefährten voll zu tun. Der Enkel erklärte, von ihren Eltern kriegen sie Tisch und Stühle, einen Schrank und eine Flurgarderobe. Es fehlt uns eine Doppelbettcouch und die 3 Monate Mietkaution.
Opa staunte nicht schlecht. Oma wurde zurate gezogen. Natürlich wurden auch diese ca. 2000 € bezahlt.
Mit der Übernahme - und somit einer festen Arbeit - wurde es nichts.
Das Mädel war Studentin und lebte eigentlich vom Geld ihrer Eltern. Nach einem Jahr kam das Aus für ein Zusammenleben. Die nun ehemalige Freundin behielt ertst mal die Wohnung und der Enkelsohn zog wieder bei den Großeltern ein.
Die nächsten Wochen vergingen mit Bewerbungen schreiben und persönlicher Suche nach einer Arbeit. Der Enkelsohn klagte, keinen Laptop und kein I-Phon zu haben, das mache alles so schwierig. Das gehöre heute eigentlich zur Standartausrüstung eines jeden.
Opa war schon gehörig genervt. Er fing an zu erklären, dass er in diesem Alter schon verheiratet und das erste Kind geboren war, und er mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr und in den ersten Jahren auch noch sonnabends arbeiten musste.
Der Enkelsohn sogte wie immer bei diesen kritischen Bemerkungen: ihr habt damals in einer Diktatur gelebt und musstet das alles tun. Aber jetzt haben wir eine Demokratie und die Freiheit.
Opa verstummte. Er murmelte, ja Demokratie und Freiheit, jeder macht, was er will, und keiner, was er müsste.
Oma und Opa trösteten sich damit, beide sind über 80 und die längste Zeit haben sie hinter sich. Aber dennoch macht ihnen die Zukunft ihrer Kinder und Enkel große Sorgen.

Etwas abgewandelt und in unsere Zeit gestellt, hat die Feststellung des Philosophen Sokrates eigentlich noch einen aktuellen Inhalt.

 
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