31.12.2017   

Gemeinsam Kochen - Wspólme gotowanie 2016 & 2017

Autor:

Verantwortlich: Günter Grützner
Gestaltung und Bildredaktion: Ilona Roscher - Wiese
Fotos 2016: Horst Wiese, Ilona Roscher-Wiese
Fotos 2017: Janina Briesemeister
Übersetzung: Wioletta Beyer
Korrektur Polnisch: Wies?awa Zawisza, Malwina Huczko
Korrektur Deutsch: Peter Natuschke, Günter Grützner
Fachtext: Dr. Hans-Jürgen Rach

BBV Eberswalde e.V. Interessengemeinschaft Alltagskultur

Landarbeiterküche zur Kaiserzeit
Von Hans-Jürgen Rach
Knechte und Mägde gab es auch in der brandenburgischen Landwirtschaft schon Jahrhunderte vor der Kaiserzeit. Zusätzliche Arbeitskräfte wurden nur auf den großen Gütern benötigt. Es waren dies die sogenannten Deputatarbeiter, die auch während der langen Wintermonate täglich Getreide dreschen mussten. Die Situation änderte sich schlagartig mit der sogenannten „Bauernbefreiung“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Auf der Grundlage der Stein – Hardenbergschen Reformen (und weiterer Dekrete) konnte sich die größte Gruppe der Dorfbevölkerung, die Bauern, aus der feudalen Abhängigkeit befreien. Das bedeutete für sie, dass ab sofort keine der umfangreichen Hand- und Spanndienste mehr auf den Feldern und Höfen der Grundherrschaft zu leisten waren. Allerdings hatten die Bauern dafür zum Teil recht erhebliche Geldsummen zu zahlen, und da diese in den meisten Fällen nicht vorhanden waren, mussten ersatzweise, ebenfalls nicht unerhebliche, Teile ihrer Acker- und Wiesenflächen an die Herrschaft abgegeben werden.
Seit dem weitgehenden Abschluss dieser bürgerlichen Agrarreformen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden für die Bestellung der nun bedeutend vergrößerten Gutsflächen mehr Arbeitskräfte benötigt. Es waren die Landarbeiter, die ab 1830/1840 immer zahlreicher in Erscheinung traten. Sie rekrutierten sich zu einem Gutteil aus den nicht erbberechtigten zweit- und drittgeborenen Bauernsöhnen. Auf den oft deutlich geschrumpften bäuerlichen Höfen waren sie als Arbeitskräfte nicht mehr nötig, im Dorf fanden sie aber meist nur auf den Gutshöfen Arbeit, weil Handwerk und Gewerbe auf dem Lande zu jener Zeit noch unterentwickelt waren.
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ZSG Ma?borg Verein der Köche Scharmützelsee und Umgebung e.V.

Schlussbemerkungen
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Speisen der Landarbeiter um 1900 gegenüber der Zeit davor deutlich besser geworden waren. Dazu haben viele Faktoren beigetragen. In erster Linie eine zuvor nicht gekannte Leistungsfähigkeit der landwirtschaftlichen Produktion, vor allem der Anbau neuer Getreidesorten sowie der Kartoffel, aber auch Verbesserungen in der Viehwirtschaft, etwa bei der Schweinehaltung, wodurch die entsprechenden Produkte leichter erreichbar wurden. Auch verbesserte Transportmöglichkeiten, insbesondere durch die Eisenbahn, trugen zum Austausch und zur Verbreitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse bei. Der wachsende Zustrom billiger Saisonarbeiter brachte den großen Gutswirtschaften erhebliche Einsparungen und sicherte so einen profitablen Betrieb. Immerhin war um 1900 in Brandenburg jeder vierte Landarbeiter ein Saisonarbeiter. Andererseits erzwang die zunehmende „Landflucht“, also die Abwanderung in die Städte und industriellen Ballungsgebiete, einige Zugeständnisse in der Versorgung und Bezahlung der einheimischen Landarbeiter. Auch die industrielle Bereitstellung zahlreicher neuer Surrogate wie gebrauchsfertiger Suppenwürze trug dazu bei, dass das Essen der Landarbeiter nicht mehr so monoton blieb, sondern durchaus geschmackvoller zubereitet werden konnte. Die Landarbeiterküche war mit den Speisen der Gutsherrschaft oder der Großbauern jedoch in keiner Weise vergleichbar, deren „Bürgerliche Küche“ diente hier allenfalls als Vorbild.
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VFBQ Bad Freienwalde e.V. Deutsch - polnisches Projektteam
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