29.02.2016   

Dorfentwicklung Teil 2

Autor: Karl - Heinz Schwoch

In Weiterführung über die Dorfentwicklung sollen die nachfolgenden Schilderungen deutlich machen, welche Einrichtungen, Gewerbe und Handwerk einst und jetzt unseren Dorfbewohnern zur Verfügung standen, welche gänzlich verschwunden sind und welche unser Dorfleben jetzt mit prägen.
Altranft war ein typisches Dorf mit allen für die damalige Zeit notwendigen Handwerks- und Gewerbeeinrichtungen. Altranft war strukturell und ökonomisch nicht ausschließlich vom Gut abhängig. Das Dorf liegt an einer Fernstraße, hat ein Bahnhof, einen Dorfplatz, einen Sportplatz, hatte eine Schule, eine Gemeindeschwester, eine Post, einen kleinen Schießstand und hat nun wieder ein Gemeindebüro mit einem Gemeindezentrum für jede Art von Zusammenkünften. Eine stets einsatzbereite freiwillige Feuerwehr hatte Altranft immer. Mit besserwerdender Ausrüstung und ausgebildeten freiwilligen Feuerwehrmännern wird unsere Wehr auch über Altranft hinaus gerufen.
Wie sah das damalige einstige typische Dorf in den 20-ziger Jahren bis Ende 1950 aus?
Zwei Bäckereien lieferten Brot und Kuchen. Ein Schlächter, ein Milch- und Käseladen, 3 Kolonialwarengeschäfte und 3 Gaststätten sowie 2 Gärtnereien stellen die Lebensmittelversorgung sicher.
Zur Kultur und Sport siehe auch das Heft – Sport -. Besonders kulturell waren die Jahre ab 1900 bis etwa 1935. Es gab einen Männergesangverein, eine Blas und Schalmeienkapelle, Laienspielgruppen und jährliche mehrere Maskenballveranstaltungen. Die bäuerliche Produktion wurde schon im ersten Teil der Dorfentwicklung beschrieben. Siehe auch im Heft – ältester Bauer -. Die Handwerksbetriebe bildeten 3 Schmieden, eine Stellmacherei, 1 Elektriker, 2 Baubetriebe, 1 Kohlehandel, zwei kleine Änderungsschneidereien, Frl. Polak spannte auch Gardinen, einen Schuster und einen Friseur. Zu den 3 Schmieden ist die Schmiede Freimuth zu nennen. Der Schmied erledigte auch kleinere Schlosserarbeiten, wie zum Beispiel Fahrradreparaturen. Dort war auch eine kleine Tanksäule vorhanden. Petroleum war damals ein notwendiger Brennstoff. Die Schmiede Zerrnikow in der Schneiderstraße ist heute eine Schauwerkstatt. Eine Bauernwirtschaft wurde auch noch betrieben. Die Schmiede Manthey war ausschließlich ein Familienbetrieb und auf den Hufbeschlag der Pferde spezialisiert. Die Schmiedemeister Zernikow und Manthey bildeten Lehrlinge aus.

Es gab eigentlich zweimal eine Veränderung der gesamten handwerklichen und gewerbetreibenden Struktur in unserer Gemeinde. Einmal war es nach dem 2. Weltkrieg und dann mit der beginnenden sozialistischen Landwirtschaft.
Aus den unterschiedlichsten Gründen verschwanden Geschäfte und Handwerksbetriebe. Zu nennen sind Überalterung, im Krieg gefallen, keine wirtschaftliche Grundlage mehr, Eintritt in die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) sind zu nennen. Ein weiterer Grund für den Niedergang aber auch für eine gewisse Neustruktuierung sind die sich gewandelten gesellschaftlichen Verhältnisse zusehen. Die Einzelhandelsgeschäfte lösten sich auf. Konsum und HO-(Handelsorganisation) Verkaufsstellen öffneten. Kurzzeitig betrieb Herr Marzahn eine kleine Polsterei im Rotdornweg. Dieser Betrieb wurde aus Altergründen aufgegeben. Das Gaststättengewerbe kam fast zum Erliegen. Sporadische Öffnungszeiten gab es eher selten. Siehe Gaststätte zum Goldenen Hufeisen, ehemals Esser. Nach Esser gab es mehrere Versuche, einen Gaststättenbetrieb neu zu entwickeln. Keine Neueröffnung war von Dauer. Discoveranstaltungen für die Jugend finden gelegentlich statt.

Einige Jahre war die kleine Gaststätte Jantra in der Poststraße, ein Magnet und sehr häufig ausgebucht. Sie ist geschlossen. Gelegentlich finden noch kleine Feierlichkeiten statt.
Nach Kriegsende und begünstigt durch die Auflösung des Gutes begann eine vielseitige Produktion landwirtschaftlicher Produkte besonders durch die Einwohner selbst. Fast alle Einwohner hatten eine kleine Ackerfläche und hielten Federvieh, Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Kaninchen für die eigene Versorgung aber auch für den öffentlichen Markt. Die Bauern vermarkteten ihre Produkte, die sie nach der Erfüllung und Ablieferung ihrer Sollauflagen und des Eigenbedarfs sowie der Futtergrundlage, als „freie Spitzen“, so wurden die zum Verkauf stehenden Erzeugnisse genannt. Es ist davon auszugegehen, dass über 80 % der Dorfbewohner nach Kriegsende bis etwa 1980 ihre Eigenversorgung mit Eiern, Hühnern, Enten, Gänse, seltener auch Puten, Kaninchen, Ziegen, Schweine, einige Schafe, sicherstellten. Seltener wurde eine Kuh oder ein Mastbulle gehalten. Über die VEAB (Volkseigenen Erfassung und Aufkaufbetrieb) wurden kleine Aufkaufstellen in der Gemeinde eingerichtet. Es gab in Altranft eine Eieraufkaufstelle, auch Honig wurde angenommen, geleitet von der Familie Matthies und eine Obst und Gemüseaufkaufstelle geleitet von Familie Klemer. Hier wurden Gurken, Tomaten, alle Obstsorten- und Arten aufgekauft. Tiere wurden auf sogenannte Viehauftrieb-Stellen in Bad Freienwalde und Wriezen entgegengenommen. Die Tabakanbauer lieferten ihre Ware nach Altreetz. Der finanzielle Erlös für die Produzenten war sehr gut. Es wurde durch die gute Bezahlung stets ein Anreiz geschaffen gute und frische Produkte abzuliefern.
Nicht zu verkennen ist der oft sehr hohe Arbeitsaufwand für die Pflege und Ernte sowie für die tägliche Tierversorgung. Generell gingen die Tierhaltung und auch die Feldbestellung kleiner privater Ackerfläche ab den 1980-ziger Jahren zurück. Etwa ab 1995 gab es nur noch vereinzelte kleine Ackerflächen und die Tierhaltung beschränkte sich auf Federvieh. Gelegentlich ist zu hören, dass sich zwei Familien ein Schwein zur eigenen Versorgung halten.
Im Beitrag von Joachim Wurl – die Wandlung des Gutshofes -wurde auch darauf hingewiesen.
Bemerkenswert ist der Niedergang der Bienenhaltung in Altranft. Vor 1945 gab es 2 Imker. Der Gärtner Marzahn bewirtschaftete durchschnittlich 30 Bienenvölker. Der damalige Postangestellte E. Schwoch hatte einen kleinen Bienenstand mit 6 Völkern. 1952 übernahm die LPG den Bienenstand vom Gärtner Marzahn, der aus Altergründen aufgab. In den Folgejahren gab es 6 Imker mit ca. 120 Bienenvölkern. 2014 hatte nur noch der Rentner G. Goschin 2 Völker.
Es gibt eine andere Entwicklung in der Pferdehaltung. Mit zunehmender Mechanisierung in der LPG, etwa um 1965, ging die Pferdehaltung fast auf null zurück. Eine Reitsportgruppe, getragen von der LPG, wurde aufgebaut. In den 1970-ziger Jahren gab es 1 bis 2 private Pferdehalter. Um 1980 stieg das Interesse an einer Pferdehaltung. Heute sind etwa 30 Pferde im privaten Besitz. 3 Mitbewohner bieten Kutschfahrten und Schlittenfahrten an, bei 2 Haltern kann man Reitstunden nehmen aber auch das Reiten erlernen. Es gibt den Pferdehof Groth, der Pferdepensionen bereit stellt und das Reiten lernen anbietet. Zu besonderen Anlässen werden auch Kutschfahrten angeboten. Der Reiterhof ist jährlicher Ausrichter großer Pferdesport-Veranstaltungen. Hierüber gibt der umfangreiche Beitrag über den Reitsport, von Hartmut Raeck, einen guten Einblick.
Eine gravierende negative Entwicklung ist in der Versorgung der Einwohner eingetreten. Mit Schließung der Lebensmittelverkaufsstellen des HO und des Konsum um 1990 gab es nur noch einen kleine sogenannten Tante Emmaladen, betrieben durch den Fleischer Kaminski. Dieser Laden schloss im Sommer 2014. Die Bäckerei Raeck musste auch schließen. Das Friseurgeschäft war im Ort ein wichtiger Dienstleiter. Es wurde im Sommer 2014 geschlossen.
Nach kurzem Aus des Einkaufscenters Lidl kann man nun wieder dort einkaufen.
Weitere Versorgungseinrichtung ist die Großküche, von hier werden auch auf Bestellung Essenportionen frei Haus geliefert.
Die Gaststätte im Schloss funktioniert als Kaffee. Es ist offen, ob nach Schließung des Museums der Betrieb weiter gehen kann. Wöchentlich kommen ein Bäcker- ein Fleischer und ein Fischauto sowie Herr Jubel und Herr Korn als Obst- und Gemüsehändler bieten ihre Waren und Produkte an.

Was ist aus den einstigen vielen kleinen Versorgungsläden geworden? Der Kolonialwarenhändler Briesemeister in der Poststraße, -jetzt Wohnhaus Familie Grützner- ein richtiger sogenannter Tante- Emma -Laden, führte alle gängigen Lebensmittel dieser Zeit. Back, Fleisch und Wurstwaren gab es nur in den Fachgeschäften. Herr Briesemeister öffnete sein Geschäft nach dem Krieg nicht mehr. Nach einiger Zeit der Schließung übernahm der Kaufmann Sommer und führte das Lebensmittelgeschäft einige Jahre weiter. Er betrieb auch einen kleinen Kohlehandel. Kaufmann Sommer schloss den Handel etwa 1962.
Traurig war es um den ehemaligen Besitzer, Herrn Briesemeister, bestellt. Seine Ehefrau starb um 1950. Er konnte ihren Tod nicht überwinden und flüchtete sich in den Alkohol. Er starb nach ca. 4 Jahren an den Folgen des Alkohol- Missbrauchs. Der Kaufmann Rubin in der Poststraße -jetzt Wohnhaus Petri- ist 1945 als Soldat gefallen. Das Geschäft war besonders ausgelegt, auf Schreib- und Schulmaterialien, sowie Zigaretten und Tabakwaren und begrenzt auch Lebensmittel, wie Teigwaren, Süßigkeiten, Keks und Backwaren, blieb für immer geschlossen. Beide ehemalige Lebensmittelläden sind zu Wohnraum umgebaut. Einen Lebensmittelladen und die kleine Gaststätte mit Saal, betrieben durch das Ehepaar Kalle. in der Heerstraße, bestanden noch bis etwa 1960. Aus Altergründen gab das Ehepaar Kalle auf. Herr Kalle verstarb am 09.12.1961.

Sie war die damals einzige Bäckerei, die nach dem Krieg Brot backen dufte. Bäckermeister Karl Krüger verstarb am 31.12.1961. Die Bäckerei Drews in der Heerstraße öffnete wieder, als der Bäckermeister Drews aus der Gefangenschaft kam. Diese kleine Bäckerei in der Heerstraße hatte nach Drews noch 3 weitere Besitzer. Sie schloss etwa 1975. Die Schlächterei Stange führte Frau Stange weiter. Ihr Aus kam 1965. Der Milchladen Adam, geführt durch Frau Lange war bis 1952 in Betrieb, danach zog dort die HO-Verkaufsstelle ein. Der große Lebensmittelladen mit Gaststätte Wilhelm Schwarz war bis etwa 1954 in privater Hand und wurde mit dem Tod von W. Schwarz eine Konsumverkaufsstelle. Der Saal wurde wöchentlich als Kinosaal benutzt. Der damals so beliebte Landfilm zeigte einmal in der Woche einen Film. Diese Filmvorführungen waren stets ausverkauft. In den Räumen der ehemaligen Gaststätte zog die Schwesternstation ein. Hier fanden auch die Arztsprechstunden statt. Siehe auch den Beitrag "Gesundheitswesen in Altranft". Die Gärtnerei Marzahn wurde nach 1945 nicht mehr in ihrer einstigen Größe betrieben. Es gab noch 2 Betreiber bis etwa 1960. Das gesamte Areal der Gärtner ging in Privatbesitz und wurde etwa ab 1975 aufgesiedelt und mit Eigenheimen bebaut. Die Gärtnerei Gänsing in der Sonnenburger Straße kaufte der Gärtner Halbschöffel und danach, etwa 1954, übernahm die LPG die Gärtnerei. Die Gärtnerei wurde vom Gärtnermeister Wolfgang Stange bis 1990 geleitet. 1990 wurde das Gelände als Wohngebiet erschlossen. Es ist vollständig aufgesiedelt. Ein großes Gewerbegebiet wurde in Süd-Osten des Dorfes erschlossen. Die große Rinderanlage der LPG wurde erweitert. (Heute von den Holländern betrieben) Viele Betriebe und die Werkstätten der Stephanus-Stiftung entstanden. Eine fast vollständige Randbebauung mit Eigenheimen füllt das Gebiet aus. Notwendig ist eine genauere Zusammenfassung der neuen und auch der in dieser Zeit aufgegebenen Betrieb zu erstellen. Kapitel Altstoffsammlung. Neben den schon erwähnten Aufkaufstellen von Obst, Gemüse und Eiern gab es eine, durch Helmut Krebs geführte, Sammelstelle für Altstoffe. Es wurden jede Art von Glasprodukten sowie Papier und Pappen entgegengenommen. Plasteverpackungen war zu dieser Zeit eher selten. Es ging damals wie heute um die Wiederverwertung der Wertstoffe und der Verringerung des Abfalls. Eine erfolgreiche Methode war, durch Sammelaufrufe eine Bewegung und das Interesse bei den Dorfbewohnern zu wecken. Diese Sammelbewegung wurde von der Schule, der Pionier- und FDJ-Organisation aufgegriffen. Die Haushalte halfen hierbei nach Kräften mit. Stets lagen Gläser und Flaschen sowie oft schon gebündeltes Altpapier zum Abholen bereit. Heute gibt es an 2 Stellen im Ort, aufgestellte Sammelbehälter, für die gängigen Wertstoffe. Sonnenburger Straße und Neubaugebiet Süd:
Zusammengestellt vom Ortschronist KH Schwoch. Stand Februar 2016

 
Anlage 1 herunterladen...
Zurück zur Übersicht...