31.03.2013   

Schäfermeister Kurt Bürger

Autor: Karl - Heinz Schwoch

Kurt Bürger ist heute 82 Jahre. 1949 kam er aus der Schule und arbeitete bei seinem Vater, der eine Neubauernsiedlung seit 1945 hatte. 1953 - 54 trat sein Vater der LPG - Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft - bei.
Kurt Bürger wollte nicht mehr in der Landwirtschaft arbeiten. Es war eine schwere und auch entbehrungsreiche Arbeit. In der Zeti von 1954 bis 1957 nahm er eine Tätigkeit beim Straßenbau auf. Das ständige Unterwegssein war aber auch nicht besonders lustig, wie er sagete. Es gab einige günstige Momente, die seinen Entschluss bestärkten, doch noch einen Beruf zu erlernen. Kurt war nicht gern von zu Hause fort und die Arbeit besonders mit Schafen interessierte ihn sehr, wohnte doch der Schäfermeister Wolfram nebenan. Bergthal hatte schon immer eine Schäferei. Kurt ist praktisch mit den Schafen auf Bergthal groß geworden. Der Schäfer Wlfram, Schäfermeister der LPG, sprach ihn an und Kurt war entschlossen, Schäfer zu lernen. 3 Jahre dauerte die Ausbildung. Die Anfangsjahre in der Schäferei begannen bereits 1946. Die Neusiedler und einige Bauern hatten bereits einige Schafe im Besitz. Mit der LPG Gründung nahm die Schafhaltung schnell zu. 60 Tiere waren vorhanden. Die kleine Herde wurde durch Zukauf von 200 Schafen vergrößert.

Die Schafhaltung war ein sehr wirtschaftlicher Zwieg der Tierhaltung. Gehalten wurde die Rasse Landschaf. Diese Schafrasse hatte eine gute Wolle und das Fleisch war auch nicht zu verachten. 1960 hatte die LPG 450 Mutterschafe. Bis Ende der LPG waren ca. 2000 Schafe, in mehreren Herden gehalten waren sie Eigentum der Genossenschaften. 3 Herden wurden von 7 Schäfern betreut.
Die Nachzcht war eigentlich die größte Herausforderung. Es galt so viel wie möglich an Lämmern von den Mutterschaften großzuziehen. Das Lammen der Mutterschafe war für die Schäfer problemlos. Mit viel Einsatz, Fachkenntnissen und Tierliebe gelang das stets, sehr verlustarm die Herde zu vergrößern.
Die Wetterbedingungen waren nicht immer günstig. ie Lammzeiten lagen in den ersten 3 Monaten eines Jahres. Die Nachzucht organisierten die Schäfer mittels Zuchtböcke in der Herde. Ein guter Zuchtbock kostete ca. 5000 Mark. Hier galt auch die Devise gute Böcke sichern eine gute Nachzucht.

Der Tagesablauf eines Schäfers war in den Jahreszeiten sehr unterschiedlich. 2 Drittel der Tätigkeit bestand die Schafherden zu hüten und dann gab es die Stallarbeit in den Wintermonaten. Schafe hüten ist eigentlich eine einsam eSache, so denkt der Laie. Der Schäfer sieht das ganz anders. Er muss seine Herde ständig beobachten. Er muss schache oder kranke Tiere rechtzeitig erkennen. Ein Problem war die Wasserversorgung der Schafe. Der Hüteweg musste so gewählt werden, dass die Tiere täglich an Wasser herankamen.
In aller Regel hatte ein Schäfer 2 Hütehunde als Helfer. Bergthal eignete sich sehr gut, ja hervorragend für die Schafhaltung. Es gab ausgedehnte grüne Berge, behütbare Ackerflächen und einige Waldlichtungen. Die Waldlichtungen sollten eigentlich nicht behütet werden, aber es kam vor. Gelegentlich gab es dann Ärger mit dem Förster. Genügend Wasser war in der unmittelbaren Umgebung vorhanden.
In der Erntezeit sind die Schäfer über Stoppelflächen, abgeerntete Maisflächen und auch über andere Kulturpflanzen mit den Herden gezogen. Große Strecken wurden zurückgelegt. Am Ende eines Hütetages wurde die Schafherde in ein schon vorhandenes Ferch getrieben und blieben dort über Nacht. Die Herde war in dieser Zeit unbewacht.
Der Schäfer musste stets sein Essen und das Futter für seine Hunde als Tagesration dabei haben. Seine Kleidung war eine Schäfertracht mit Stab und zwei Bandeliere über die Brust gekreuzt daran waren links die Schäfertasche und rechts die Hunde geleint.
In den Wintermonaten waren die Schafherden in großen Ställen untergebracht. Der Schäferalltag war ein anderer. Die langen Anfahrtstrecken zu den Herden fielen fort. Die tägliche Fütterung mit Kraftfutter, Silage, Heu und Stroh bestimmten den Arbeitsablauf. Die täglichen Wassergaben waren wichtig. Die Ställe waren mit Wasserleitungen versehen. Die Stallhaltung erlaubte auch genauer, die Tiere zu betrachten. Krankheiten gab es. Es galt sie jedoch rechtzeitig zu erkennen. Die Schafe wurden gegen Würmer geimpft.
Im Stall war ein Wasserbecken eingebaut, das mit einer heilenden und reinigenden Lauge gefüllt war. Dort durchliefen die Schafe diese Lauge. Es war eine sehr wichtige Maßnahme zur Vorbäugung von Huferkrankungen. Es handelte sich nicht selten um die sogenannte Moderhinke.
Vor dem Weidegang wurde allen Schafen die Klauen beschnitten. Ohrmarkierungen mussten gesetzt werden. Jährlich im ersten Halbjahr erfolgte die Schafschur. Wöchentlich kam der Tierarzt und sah sich die Schafherde an. Mit dem Schäfer wurden notwendige Behandlungen aber auch Aussortierungen von Tieren festgelegt.
Ein Schaf lebte durchschnittlich 4 - 5 Jahre in der Herde. Ein Schäfer hat gut gewirtschaftet, wenn ein MUtterschaf mit 3 bis 4 Lämmern die Schafherde vergrößerte. Ich war stets bemüht, ein solch gutes Ergebnis mit meinen Mutterschafen zu erreichen.
Eine Zählung der vorhandenen Schafe fand monatlich statt. Im LPG Büro wurden Herdenbestandslisten geführt.
Eine lukrative und leistungsfördernde Tatsache war, dass der Schäfer 10 Tiere in der Herde sein Eigen nennen konnte. Er bekam den Anteil der durchschnittlich erwirtschafteten Geldsumme auf sein Konto geschrieben.
Kurt Bürger hat zusammen mit seinen Schäferkollegen 6 Lehrlinge ausgebildet. Mit Ende der LPG ging Kurt Bürger in die verdiente Rente. Der Schafhaltung blieben er und seine Frau noch Jahre treu. Bis 200 Schafe war ihre private Herde stark.
Der Preisverfall bei Wolle war der ausschlaggebende Grund, keine Schafe mehr zu halten. Die Schafe wurden an einen türkischen Aufkäufer verkauft. Hier endet das Kapitel Schafe auf Bergthal. Es wird ganz sicher so eine Form der Schafwirtschaft auf Bergthal nicht wieder geben.

Aufgeschrieben und überarbeitet im März 2013 vom Ortschronist KH Schwoch

 
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