31.08.2016   

Der Reitsport in Altranft

Autor: Hartmut Raeck, Vorsitzender des RFV Altranft e.V.

Der Pferdesport und Reitsport in Altranft hat eine über 100-jährige Tradition. 1857 übernahm Graf Edwin von Hacke das Gut Altranft und begann Bedingungen für den Pferesport zu schaffen. In den folgenden Jahren wurde eine Vielzahl von Reitturnieren durchgeführt, wobei die Bezeichnung "Turnier" damals eine etwas andere Bedeutung hatte als heute. Hauptsächlich wurden Flachrennen, aber auch Hindernisrennen im Gelände geritten. Für diese Rennen schuf von Hacke eine Trainings- und Rennstrecke in der heutigen Sonnenburger Straße. Es war eine unbefestigte Kastanienallee von etwa 15 m Breite, die circa von der Eisenbahnbrücke bis Bergthal reichte. Erst um 1925 wurde eine Fahrspur mit Kopfsteinpflaster versehen. Organisiert wurden diese Veranstaltungen in Altranft meist vom "Reiterverein Frankfurt an der Oder". Die meisten Reiter kamen von der 5. Division, die zu diesem Zeitpunkt in Frankfurt an der Oder stationiert war. Offiziere dieser Division bildeten auf den Reitveranstaltungen in der Region die Elite und stellten in fast allen Rennen die Sieger. In Altranft wurden unter anderem Jagd- und Hindernisrennen geritten. Die Siegprämien betrugen zwischen 600 und 200 Mark. Nach den Rennen gab es im Schloss des Gutsbesitzers von Hacke ein Abendessen mit anschließendem Ball.
Eine ziemlich genaue Beschreibung eines Renntages in Altranft kann man in einem Artikel von Herbert Hegen nachlesen (Brandenburger Blätter 29. Juni 2001).
Mit dem Tod Edwin von Hackes 1890 und der militärischen Entwicklung ging das Interesse an Reitveranstaltungen in Altranft zurück und kam schließlich gänzlich zum Erliegen.

Reitsportgruppe 1962 Trainingsgruppe Voltigieren 1987

Nach dem Krieg 1945 gab es zwar noch einige Pferde in Altranft, diese wurden aber zu landwirtschaftlichen Arbeiten eingesetzt, an Pferdesport dachte in dieser Zeit wohl niemand. Die Versorgung der Familie und der Wiederausbau standen im Vordergrund. In den 1960er Jahren gab es einen sportlichen Neuanfang. 1962 wurde eine Reitsportgruppe gegründet, der unter anderem folgende Reiter angehörten: Heinz Mannigel, Udo Rätz, Erich Lemke, Friedrich Prill, Gustav Tietz, Ernst Pohl, Wilfried Schröder, Heinz Konrad, Martin Scholz, Wilfired Schöning, Gerhard Krüger und Harry Lübke.
Trainiert wurde auf dem "Freienwalder Land" an der B167, heute Standort von Lidl, und auf dem Odervorland nördlich der Brücke an der ehemaligen Zuckerfabrik. Unter Anleitung von Martin Scholz fand das Training meist am Sonntagvormittag in der Zeit von 8.00 - 11.00 Uhr statt. Die Pferde standen auf den Höfen der einzelnen Bauern, die in der Woche die Arbeiten in der LPG durchführten. Durch die Arbeit in der LPG waren die Pferde aber schon sehr beansprucht, so dass etwa 1965 der Pferdesport wieder einschlief.

1976 begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Pferdesports in Altranft. Die LPG "Clara Zetkin" begann, Pferde für die Zucht und für touristische Zwecke zu kaufen. In der Dorfstraße 15 wurde die Scheune der Familie Nickel für die Pferdehaltung ausgebaut.
Als erstes wurden die Stuten Asta und Gloria als Gespann und die Stute Flocke aus dem Gestüt Neustadt/Dosse gekauft. Diese Stute (Flocke) hatte ein Fohlen bei Fuß (Ate) und war tragend vom Hengst Adept. Etwas später wurde als weitere Zuchtstute Juwelin dazugekauft.
Die Betreuung der Pferde übernahm zunächst Erich Petzholz. Beim Anspannen und Fahren wurde er von Georg Lehmann unterstützt.
Im weiteren Verlauf wurde auch Peter Grap für die Pferdebetreuung eingesetzt.
1984 begann die LPG den ehemaligen Bullenstall des Rinderkombinats in Altranft zum Pferdestall umzubauen. Die Pferde konnten jetzt in einem größeren Stall umziehen und es wurden auch schon nach und nach Pferde aus Bad Freienwalde umgesetzt. Durch die neu geschaffenen Bedingungen kam es im Laufe des Jahres 1987 zum kompletten Umzug der Sektion Pferdesport aus Bad Freienwalde nach Altranft und deren Anschluss an die BSG Traktor Altranft.
Neben seiner Tätigkeit in der Milchviehanlage begann Karl-Heinz Rachow mit dem Aufbau einer Trainingsgruppe Voltigieren.
Wolfgang Seyfahrt war als Brigadier für die Pferdehaltung zuständig. Zum Pferdebestand in dieser Zeit gehörten u.a.: Adinga, Jacko, Asta, Gloria, Flocke, Goldkrone, Serenade und Jasmin.
In Altranft sollte das Hauptaugenmerk der Sektion auf den Turniersport gelegt werden. Um hierfür die Bedingungen zu schaffen, mussten einige Arbeiten durchgeführt werden. Mit Hilfe der BSG Traktor Altranft, unter Vorsitz von Manfred Römer, und der LPG "Clara Zetkin" Altranft mit dem Vorsitzenden Claus-Dieter Rohloff begannen die Pferdesportler in Feierabendtätigkeit den ehemaligen Trainingsplatz der Fußballer zum Turnierplatz umzubauen.
Erste Bewährungsprobe für den neuen Turnierplatz und erster Höhepunkt der neuen Sektion Pferdesport der BSG Traktor Altranft war am 14. Juni 1987 die Ausrichtung der Kreis - Kinder- und Jugendspartakiade. Es nahmen 35 Reiter aus den Sektionen Altglietzen, Altranft, Falkenberg, Schulzendorf und Wustrow teil. Erfolgreichste Sektion war Altranft mit 122 Punkten vor Wustrow mit 120 Punkten und Schulzendorf mit 60 Punkten. Nach diesem Erfolg wollten die Reitsportler die Bedingungen weiter verbessern und begannen im August mit dem Bau des Richterturmes. Dieser Bau erfolgte hauptsächlich in Eigenleistung nach Feierabend und am Wochenende mit Unterstützung des LPG.
Außerdem nahmen die Sportler an verschiedenen Turnieren mit gro0em Erfolg teil (z.B. Altglietzen, Parstein, Schulzendorf).

Reit- und Springturnier Reit- und Springturnier 2016

Eine einschneidende Veränderung ergab sich mit der politischen Wende im Herbst 1989. In deren Folge ging die LPG Altranft 1990 in Liquidation und ein Großteil der Pferde, Eigentum der LPG, wurde verkauft. Die neu gegründete AGRa GmbH überließ der Sektion Pferdesport die Pferdeställe kostenlos. Mit Hilfe von ABM-Kräften konnte die Sektion die Ställe unterhalten. 1993 übernahmen Sabine und Andreas Groth die Anlage in Privatbesitz und sicherten so den Fortbestand des Pferdesports in Altranft.
Im März 1991 wurde der Reit- und Fahrverein Altranft e.V. gegründet und am 10.03.1991 in das Vereinsregister eingetragen. Erster Vorsitzender wurde der bisherige langjährige Sektionsleiter Harry Rachow. Vorstandsmitglieder waren Kurt Bastian und Liselotte Schmidt. Der Verein zählte bei seiner Gründung 15 Mitglieder. Im April 1991 wurde dann das erste Turnier unter der Regie des RFV Altranft durchgeführt. Seitdem findet in Altranft jährlich am letzten Aprilwochenende die Auftaktveranstaltung zum Start in die "grüne Saison" statt.
Waren 1992 noch 120 Pferde am Start stieg die Zahl in den folgenden Jahren immer mehr an und erreichte 1996 mit 314 Pferden für die 2 Turniertage den Höhepunkt.
Da die Nennungen für das Turnier immer mehr zunahmen, entschloss sich der Vorstand, das Turnier 1998 auf 3 Tage zu erweitern.

Mit dem Bau der Reithalle durch Familie Groth 1999 ergaben sich auch für die Vereinsmitglieder des RFV Altranft neue Trainingsmöglichkeiten. Unabhängig von Wind und Wetter ist seitdem ein kontinuierliches Training möglich.
1997 zog sich Harry Rachow aus gesundheitlichen Gründen aus der Vereinsarbeit zurück und Anja Scholz übernahm die Geschicke des Vereins. 2007 fererte des RFV Altranft das Jubiläum "20 Jahre Reitsport Altranft". Dies nahmen die Vereinsmitglieder zum Anlass zu ihrem 17. Turnier vom 27. - 29. April erstmals in der Geschichte des Vereins ein Springen der schweren Klasse in Altranft auszurichten.
Am 22.09.2007 fand auf dem Reitplatz in Altranft dann eine ganz besondere Veranstaltung statt. Der RFV Altranft hatte ehemalige und jetzige Vereinsmitglieder, langjährige Sponsoren und Freunde des Vereins zur Jubiläumsfeier "20 Jahre Reitsport in Altranft" eingeladen. Zu Beginn schaute die Vorsitzende des Vereins auf die letzten 20 Jahre zurück.
Über die Verlegung des Sektion 1987 nach Altranft, die Gründung des Vereins 1991, der Ausrichtung des Ludger-Beerbaum-Cups 1996 - 1998 bis zum Turnier 2007 spannte sich der Bogen. Zu dieser Zeit hatte der Verein 41 Mitglieder, davon 18 Kinder.
In den folgenden Jahren entwickelte sich der Verein auch zu einer Talenteschmiede für junge Reiter und Reiterinnen. Neben einigen Kreismeistertiteln durch erfahrene Reiter (Andreas Groth, Mario Schirrmann) errangen auch die Nachwuchsreiterinnen des Vereins einige bemerkenswerte Erfolge; im Springen u.a. Carolin Groth und Luisa Schröder und in der Dressur Julia und Maria Raeck sowie Dusty Rutenberg.
2009 gab es einen Wechsel in der Vereinsführung. Neuer Vorsitzender des Vereins wurde Hartmut Raeck. Zusammen mit den Vorstandsmitgliedern und den anderen Mitgliedern des Vereins sollte die erfolgreiche Arbeit des letzten Jahre fortgeführt werden. Dass dies gelungen ist, zeigen die Zahlen der genannten Pferde auf dem jährlichen Turnier in den nächsten Jahren, die sich zwischen 400 und 500 bewegen.
2011 wurde das älteste Vereinsmitglied, Wilhelm Voigt, mit der Ehrennadel des Landessportbundes in Gold ausgezeichnet.
2015 führte der Verein sein 25. Reit- und Springturnier durch. Zu diesem Jubiläumsturnier erreichte der Verein fast seine Grenzen. Die Anzahl der Nennungen betrug fast 900, 250 Reiter nannten für die 3 Turniertage 510 Pferde. Alle Freunde und Mitglieder des Vereins packten mit an und so wurde auch dieses Mamutturnier zu einem Erfolg in der Geschichte des Vereins. Am letzten Turniertag wurden die Vereinsmitglieder Sabine und Andreas Groth, Karl-Heinz Rachow, Manfred Lüben und Klaus Helbig für ihr Engagement mit der Ehrennadel des Kreissportbundes in Bronze geehrt. Sie waren beim Umzug aus Bad Freienwalde nach Altranft und vom ersten bis zum 25. Turnier immer dabei. Inzwischen ist das 26. Turnier geschichte und das 27. wird schon hinter den Kulissen vorbereitet. Der Pferdesport in Altranft hat eine lange Tradition, möge sie noch viele Jahre erhalten bleiben.

Aufgeschrieben von Hartmut Raeck, Vorsitzender des RFV Altranft e.V., im August 2016

 
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