01.11.2015   

Unser einstiges Gesundheitswesen

Autor: Ortschronist Karl-Heinz Schwoch

Während der Kriegsjahre waren der Sanitätsrat Dr. Klopsch und die Gemeindeschwester Charlotte für die sogenannten allgemeinmedizinischen Dinge im Ort zuständig. Wöchentlich fand eine Sprechstunde im Haus Nr. 6 in der Poststraße statt. Nach dem Krieg war immer noch Dr. Klopsch der zuständige Arzt nun aber mit Schwester Martha. Der Sprechstundenort war auch noch der selbe.
Dr. Klopsch kam immer mit einem PKW aus Bad Freienwalde. Der Doktor fuhr immer einen betagten VW Käfer.
In Bad Freienwalde hatte er eine Ewigkeit seine Praxis in der Gartenstraße 1.
Das Gesundheitswesen stabilisierte sich. In Altranft wurde in den Räumen der Gaststätte, ehemals Schwarz in der Schneiderstraße, eine Arzt-Praxis eingerichtet. Es war eine sehr einfache, nach heutigen Maßstäben sehr primitive Praxis.
Verschiedene Ärzte hielten dort wöchentlich Sprechstunden ab. So waren Dr. Groth, Dr. Dauss und Dipl.Med. Frau Donath die Ärzte, die Sprechstunden und Hausbesuche durchführten.
Eine gesundheitliche Größe im Ort waren die Gemeindeschwestern. Eine Gemeindeschwester war stets vorhanden. Die Gemeindeschwester erledigte alle medizinischen Dinge zwischen den wöchentlichen Arztsprechstunden.
Die älteren Einwohner erinnern sich noch an Schwester Brigitte, Schwester Monika, Schwester Gerda, Schwester Siegrid, Schwester Benita, Schwester Gunda. Vertretungsweise war auch noch Schwester Agnes Maß aus Bad Freienwalde bei uns tätig. Diese examinierten Krankenschwestern waren die Stützen des Gesundheitswesens in unserer Gemeinde. Sie betreuten auch die Einwohner der Nachbargemeinden Rathsdorf, Alt- und Neugaul. Ihr Verkehrsmittel war das Fahrrad. Einige Gemeindeschwestern hatten später auch ein Moped.

In Altranft gab es auf Grund seiner beachtlichen Einwohnerzahl eine Kinderkrippe und einen gut besuchten Kindergarten - heute sagt man KITA. Es gab auch einen sogenannten Erntekindergarten. Monatlich fanden hier Mütterberatungen statt. Fürsorge- und Vorsorgeuntersuchungen flossen in die Kindersprechstunde ein. Sie waren stets gut besucht. Dr. Hessel und eine Schwester waren lange Jahre dafür zuständig.
Die Arztsprechstunde in Altranft war eine Außenstelle der Poliklinik in Bad Freienwalde. Einen großen Makel hatte unsere Arztsprechstunde. Es war kein Telefonanschluss vorhanden. Das war ein unhaltbarer Zustand, der jahrelang nicht gelöst wurde.
Frau Donath war die letzte Ärztin, die in Altranft praktizierte. Sie war auch die Betriebsärztin der Meliorationsgenossenschaft Altranft. Ein großer Teil der Bürger aus Altranft sind heute noch Patienten bei Frau Dipl.Med. Donath. Sie hat ihre Praxis in Bad Freienwalde.
Seit über zwei Jahrzehnten haben wir zwei Arztpraxen in unserer Gemeinde: Frau Dipl.Med. Jutta Lange als Hautärztin und Dipl.Med. Jörg Schwoch als Zahnarzt. Beide Mediziner haben einen kaum zu bewältigenden Zulauf von Patienten.
Eine Kleintierpraxis gibt es auch. Tierarzt Dr. Hemm behandelt nach Absprache und in Notfällen Haustiere.
Seit Anfang der 90er Jahre hat sich eine neue Form der Betreuung alter und kranker Menschen durch einen Pflegedienst wie der Diakonie und auch mererer privater Pflegedienste herausgebildet. Diese Dienstleistung wird in vielfältiger Form durch unsere Bürger angenommen.
Eine sehr gelungene Sache ist auch die Möglichkeit, mit einem Fahrdienst zum Ärztehaus nach Bad Freienwalde oder in eine Klinik zu gelangen.

Ich möchte nun auf eine Problematik aufmerksam machen, die auch unsere Dorfgeschichte beinhaltet. In den nunmehr über 70 Jahren seit dem das staatliche Sterben Vergangenheit ist, sind über 30 Mitbürger - meistens Männer - durch Selbstmord aber auch durch übermäßigen Alkoholkonsum viel zu früh gestorben. Der Tod durch Alkohol ist jedoch keine belegte Diagnose, in einigen Fällen gab es auch andere Begleiterkrankungen. Auf Seite 47 in unserem Buch "Geschichte eines Dorfes" ist der Selbstmord - Freitod - einiger Personen erwähnt. Zum Kriegsende oder in den schwierigen Lebensumständen danach sind diese Handlungen noch irgendwie zu verstehen.
Sie, liebe Leser, werden sich fragen, warum erinnert der Ortschronist an diese Geschehnisse. Die oft verzweifelten Mitbewohner lebten unter uns. Sie waren bekannt, hatten Eltern, Ehepartner, Kinder und Nachbarn. Eine namentliche Nennung ist datenschutzrechtlich nicht möglich. Ich kannte diese Altranfter persönlich. Ich bin überzeugt, auch sie können aus ihrem Umfeld auf Anhieb 4 - 5 Namen aufzählen.
Ich kann erfreulicherweise feststellen, dass in dem zurückliegenden Jahrzehnt der öffentliche Alkoholmissbrauch und deren oft schlimme Folgen rückläufig sind. Eine Entscheidung zum Freitod gab es auch nicht mehr.

Nun zu dieser lustigen und sicher trinkfesten alten Dame. Es gibt Kranheiten, deren Heilung man mit bewährten Hausmitteln unterstützen kann. Ja auch ein wenig Alkohol tut es oft auch. Wie immer kommt es auf die Dosis, die Menge an und wie häufig davon Gebrauch gemacht wird. Wir in unserem Alter haben einen gesunden Umgang mit der Droge Alkohol und so soll es auch bleiben.
"Zur besseren Verdauung trinke ich Bier,
bei Appetitlosigkeit trinke ich Weißwein,
bei niedrigem Blutdruck Rotwein,
bei hohem Blutdruck Kognak,
und wenn ich verkühlt bin, nehme ich Slivovitz."
"Und wann trinkst du Wasser?"
"Eine so schwere Krankheit hatte ich noch nie!"

Natürlich gibt es ein Leben ohne Alkohol, aber wer will das schon?
Alkoholiker werden zwar nur halb so alt, aber dafür sehen sie alles doppelt.
Mein verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol beschränkt sich darauf, nichts zu verschütten.
Dann Prost und auf unser aller Gesundheit.

 
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