31.10.2015   

Die Wandlung des ehemaligen Gutshofes in Altranft

Autor: Karl-Heinz Schwoch

Dem Gutshof ist ab Seite 146 im Buch "Unsere Dorfgeschichte" ein kleiner Abschnitt gewidmet. Die nun folgenden Aufzeichnungen sollen über das Weiterbestehen und die schrittweisen Veränderungen dieses historischen Dorfteiles Auskunft geben.

Der in der Mitte des Dorfes angelegt ehemalige Gutshof, etwa 6 Hektar groß, hat in seiner Funktion bis in den Spätherbst 1945 bestanden. Nach dieser Zeit wandelte sich dieser bebaute Komplex. Die Anlage liegt ca. 4 Meter höher als zum Beispiel die Schloss- und Schneiderstraße.
Eine große, sagen wir mal, eine gesellschaftliche Nutzung in seinem Originalzustand erfuhr der Gutshof nochmal im Frühjahr 1947. Das große Hochwasser im Frühjahr 1947 setzte das gesamte Oderbruch unter Wasser.Die Bewohner der Oderbruchdörfer sowie ihre damals noch überschaubaren Viehbestände, es handelte sich überwiegend um Rinder, Schweine, Vedervieh und einige wenige technische Geräte, wurden in die Randdörfer des Barnim, so auch nach Altranft, evakuiert. Der Gutshof war mit seinen Stallungen und anderen Gebäuden bestens für di eUnterbringung der Tiere und auch teilweise der Menschen geeignet, es waren ja wieder Flüchtlinge.
Im Sommer 1945 kehrten die Dorfbewohner von der Flucht aus dem Kriegsgebiet Oderbruch in ihre Dörfer zurück. In dieser Zeit, bis zum Hochwasser, waren noch nicht mal die Kriegsschäden an den Häusern und Stallungen behoben. Es war in der damaligen Zeit lebensnotwendig, jedes Tier und auch wirtschaftliches Gerät zu retten.
Ein großer gebündelter Einsatz der Bewohner der Randdörfer des Oderbruchs, der Behörden, der Roten Armee, der eigenen Polizei, der freiwilligen Helfer, wie die erst im Aufbau befindliche freiwillige Feuerwehr halfen, wo es nötig war.
Es gab auch schon so etwas wie einen Kreiseinsatzstab. In diesem Katastropheneinsatzstab waren Vertreter der Kreisverwaltung, der Wasserwirtschaft, der Roten Armee, der Polizei, der Feuerwehr sowie Vertreter anderer Fachbereiche, wie des Gesundheitswesens, der Landwirtschaft, der Versorgung und andere vertreten. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Tierfutter stand an erster Stelle.
Man bedenke, wie schwierig diese Aufgaben in den Nachkriegsjahren waren. Als Verkehrsmittel waren Fahrräder und der Pferdewagen vorhanden. Ein Telefon gab es nur im Gemeindebüro.

Frühjahrshochwasser 1947 Kantine

Soweit ein kleiner Ausflug in diese schwierige Zeit.
Der Gutshof unterlag eigentlich nach 1947 einer steten Veränderung. Die ökonomischen Bedingungen unsers Dorfes, beginnend mit der Bodenreform im Herbst 1945 und der damit sich gründenden Siedlungen, sogenannte Kleinbauernbetriebe, veränderten sich. Ihre wirtschaftliche Lage war sehr kritisch zu sehen. As fehlte an Allem.
Die vielen Neusiedler hatten keinen Hof, keine Stallungen, keine Ackergeräte und selten ein Zugtier, wie Pferd oder Ochse. Sehr häufig hatten die Siedler keine Kenntnis über Ackerbau und Viehzucht.
Den ansässigen Altbauern ging es da etwas besser. Hof und Stallungen waren vorhanden. Sie hatten ihr eigenes Ackerland, das sie gut kannten. Ihre langjährigen Erfahrungen als Bauern waren Gold wert.
Es gab aber auch für die Bauern viele Widrigkeiten. Ein Teil der Bauern war überaltert. Väter und Söhne waren noch nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Einige sind gefallen. Erntehelfer standen nicht zur Verfügung und die sogenannten Sollabgaben waren die Ursache, dass kaum eine Bauernwirtschaft zu ihrer alten Stärke und Produktion zurückfand.
Es gab Bemühungen, den Neusiedlern bei ihren deutlich vorhandenen Problemen zu helfen. Bereits im Herbst 1945 wurde die gegenseitige Bauernhilfe gegründet. Zuerst sorgte diese Organisation für Saatgut, Dünger und Baumaterialien. Sie war auch ein Zentrum für fachliche Hilfen. Im Herbst 1947 gab es eine Steigerung der örtlichen Bauernhilfe zur Zentralvereinigung der Gegenseitigen Bauernhilfe in Verbindung mit der BHG - Bäuerliche Handelsgenossenschaft. Im damaligen Kreis Oberbarnim waren die Städte Bad Freienwalde und Wriezen die Zentren der VdgB - Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe. Die VdgB richtete Maschinenhöfe ein. Solch ein sogenannter Maschinenhof entstand auf dem Gutshof. Eine Reparaturwerkstatt nahm ihre Arbeit auf. Die noch vorhandenen Traktoren, Maschinen und Geräte wurden dort konzentriert, sie wurden gewartet, repariert und kamen zur Bodenbearbeitung, Feldpflege und Ernte zum Einsatz. Die Maschinenhöfe waren die Vorläufer der MAS (Mashcinen-Ausleih-Stadionen).
In Altranft waren die Schlosser Herr Trettin, Leiter des Maschinenhofes, Herr Rainer Grüning (Maschinist), Herr Grunzke (Schmied), Herr Franke (Schmied), Herr Heise (Maschinist), Herr Kehring, Herr Bernsee (Treckerfahrer), Herr Bläsing (Maschinist), Herr Neumann (Spitzname Kurvien, Treckerfahrer) Pioniere dieser neuen Form, die zur Technisierung der Landwirtschaft führte.
Über den Gutshof gibt es in unserem Buch "Geschichte eines Dorfes" eine Gedächtnisskizze über den ungefähren Standort der vielen einzelnen Gebäude und Objekte.(siehe Anlagen Gedächtnisskize und Luftbild)
Solch ein Stützpunkt entstand auf dem ehemaligen Gutshof. Die Schmiede, die Schlosserei und Stellmacherei waren vorhanden und wurden in vollem Umfang genutzt. Festzuhalten ist, dass die VdgB mit ihrem Dienstleistungsumfang unverzichtbar für die Neusiedler war.
Es war auch eine Zeit der Neuorientierung der Dorfbewohner. Es gab Rückgaben der Ackerflächen aus der Bodenreform. Mit der zaghaften Entwicklung der Industriebetriebe verließen einige Siedler ihre Landwirtschaft, gingen ingelernte Berufe zurück oder wurden Industriearbeiter.
Die politische Ausrichtung der Landwirtschaft war staatlich voergegeben und ging über die Bodenreform zur Kollektivierung der Landwirtschaft bis zur Bildung der LPG - Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften.
1945 bildeten sich die MAS - Maschinen-Ausleih-Stadionen und 1953 die MTS - Maschinen-Traktoren-Stationen. Der ehemalige Gutshof war eine Heimat für dies technische Entwicklung geworden. In dieser Zeit ab 1947 veränderte sich der Gutshof durch Abriss von Gro0en Scheunen, Umbau und Erweiterung von Werkstätten un dder Errichtung neuer erforderlicher Gebäude und Objekte. Eins der neu errichteten Gebäude auf dem Gutshof war das Küchengebäude. Die Küch ewurde notwendig, weil Schlosser, Traktoristen, Feldarbeiter und Dorfbewohner mit Mittagessen zu versorgen waren. Die Küch ewar für 100 Portionen Mittagessen ausgelegt. Diese Großküch ewurde auf einen modernen Stand ausgerüstet. Gegenwäertig werden ca. 480 Portionen gefertigt. Täglic hessen 30 Gäste im Speisesaal der Küche. Eine tägliche Essenlieferung erfolgt in 5 Touren. Die weiteste Tour geht bis Bernau.
In der Ära der MAS/MTS wurden drei Doppelhäuser, sogenannte MTS-Wohnungen, im Gelände des ehemaligen Gartens des Inspektorenhauses gebaut. Dort wohnten Schlosser, Traktoristen und Angestellte des MTS.
Der größer werdende Fuhrpark der MTS und der LPG erforderte den Bau einer eigenen Tankstelle. Diese Tankstelle wurde neben dem stets bewohnten Inspektoren-Haus errichtet. Weiter wurde eine Waschrampe gebaut und ein kleiner Feuerlöschteich angelegt.
Im Mai 2015 erfolgte der Abriss und Rückbau der alten Tankstelle, der Waschrampe und des Feuerlöschteiches. Eine Abrissfirma ist damit beauftagt.
Die Tankstelle bestand aus insgesamt 8 Kesseln, davon 2 Kessel für Benzin und 6 Kessel für Dieselkraftstoff. Die Kessel hatten durchschnittlich 2.500 Liter Inhalt. Sie stammten von der Firma Maschinen- und Apparatebau A.G. Nordhausen a.H. Ihr Herstellungsjahr war 1931.
Über die MAS/MTS-Zeit gibt es einige Aussagen von Zeitzeugen, die zu dieser Zeit besonders als Techniker tätig waren. (siehe auch die Beiträge von Kurt Grübler, Joachim Wurl, Helmut Krebs und Peter Böhm)
Die LPG baute einehemaliges Stallgebäude zu einem größeren Bürokomplex aus. Hier hatte die LPG bis zu ihrer Abwicklung ihren Verwaltungssitz. Heute ist, nach einigen Jahren Leerstand, das Gebäude in privater Hand und als Wohnhaus umgebaut.

Tankstelle Ehemalige LPG - Garagen

In den 1979er Jahren zog der Landtechnische Anlagenbau LTA auf den Gutshof. Es wurde ein ansehnliches Bürogebäude errichtet. Ein ehemaliger Kuhstall wurde zur Lagerhalle umgebaut. Dieser Betrieb war bis 1990 ansässig. Er löste sich mit der Wende auf. Es bestand durch die Umwandlung der Landwirtschaft kein Bedarf an einem Landtechnischen Anlagenbau.
Um 1970 belegte das Freilichtmuseum Altranft einige ehemalige Garagen der LPG. Viele alte technische Geräte sind hier abgestellt. Eine Holzschuhschauwerkstatt hielt in der ehemaligen Tischlerei Einzug. Einigedieser alten Bauten sind aber dem Zerfall ausgesetzt. Die Dachpappdächer sind regendurchlässig und die Gebäude sind als baufällig eingestuft.
Zwei Heizhäuser wurden im Laufe der Zeit gebaut. Heute sind sie stillgelegt. Ihre massiven Schornsteine sind noch sichtbar. Am 01.05.2015 erfolgte der Rückbau der Esse.
Ein weiterer Betrieb, ehemals Pumpen- und Verdichterbau, hat iene große Halle zu einer Produktionshalle umgebaut. Der Betrieb besteht mit anderer Produktion und anderer Besitzform immer noch.
Das Bürogebäude des LTA blieb einige Zeit ohne Nutzung. In den hinteren Teil des Gebäudes zogen zwei Autohäuser ein. In dieser Zeit war für Autohäuser eine gewisse Hochkunjunktur.
Um Mitte 2005 erfuhr der Gutshof eine neue Belebung durch die Errichtung eines Gemeindezentrums in den beiden großen hinteren Räumen des ehemaligen Börotraktes des LTA. Die Freiwillige Feuerwehr erhilet in der leer stehenden ehemaigen Lagerhalle des LTA den gesamten Mittelteil zur utzung. Der Um- und Ausbau wurde durch die Stadt veranlasst.
Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und aus ansässige Betriebe halfen und unterstützten nach Kräften. Diese Feuerwehrwache ist nach den modernsten Richtlinien gebaut. Leider, wie immer, fehlte zur Gestaltung des UMfeldes das notwendige Kleingeld. Die Fassaden rechts und links der Feuerwehrräume und der Garagen erhielten keinen neuen Anstrich und auch das Gemeindezentrum hätte von der Gestaltung der Feuerwehr-Räume profitieren müssen.
Zu erwähnen ist, dass die Feuerwehr jahrelang in zwei kleinen Räumen des ehemaligen Hühnerhauses des Gutes stationiert war. Das ehemalige Hühnerhaus des Gutes war natürlich schon zuvor umgebaut. Eine zeitlang war dort die Tischlerei der LPG und auch mal Schulräume für den Polytechnischen Unterricht der Schüler der Altranfter Grundschule eingerichtet. Zurzeit hat ein kleiner Unternehmer diese Räume gepachtet.
Neues und Altes bestehen gut sichtbar auf diesem ehemaligen Gutshof überschaubar zusammen. Das sogenannte Inspektorhaus ist seit langem Wohnhaus. Durchschnittlich haben darin bis zu 4 Familien gewohnt. Heute wohnen dort zwei Familien. Die Familie Hans Mittelstädt wohnt dort seit 1973. Kleine Veränderungen im unmittelbaren Umfeld des Hauses entstanden in den vergangenen Jahren. Garagen wurden gebaut. Zäune und kleine Gärten und Sitzescken schaffen eine gewisse private Umgebung.
Von den ehemals 4 Zugängen zum Gutshof sind noch 2 vorhanden. Das sogenannte Westtor ist durch die Siedlung Schröder zugebaut. Der untere Teil des Gutshofes Schneiderstraße, neben dem Aufgang zum Nordtor, ist durch die Siedlung ehemals Dittmann bebaut. Dort auf dem Hof sind noch die mächtigen Kellerräume der ehemaligen Brennerei zugänglich. Der bauliche Zustand hat mit den Jahren stark gelitten und es besteht sogar Einsturzgefahr. Ein sehr stabiler Rest der Brauereigebäude aus behauenen Feldsteinen steht noch. Zu bestaunen ist der Wildwuchs auf dem Dach dieser Ruine. Kleine Bäume und Gebüsch hat die Natur wachsen lassen.
Von der Kleinlorenbahn, die bis 1946 vom Osttor über den Gutshof durch das Westtor zum ehemaligen Güterbahnhof verlief, ist nichts mehr sichtbar.
Das Osttorhatte ca. 25 Meter vor dem eigentlichen Zugang links ein Seitentor. Es war eine direkte Zufahrt zum Sägewerk. Das Sgewerk ist abgerissen, di eWindtourbine und der Brennereischornstein wurden Ender der 1940er Jahre abgebaut bzw. abgetagen.

Als eine Schlussaussage will ich folgendes feststellen:
Der Gutshof und das Schloss haben das Dorf und sonit auch die Dorfhistorie entscheidend geprägt. Bis Ende 1990 waren diese beiden ehemaligen Areale un dBauten kulturell wie wirtschaftlich ein Glücksfall für Altranft. In dem hier geshcilderten zeitlichen Ablauf hatte der Gutshof stets eine große Bedeutung und zeigt, wie vielfältig er von Nutzen war.
Man kann dazu anderer Meinung sein.
Den Nutzen, den unsere Gemeinde und darüber hinaus zog, ist unbestreitbar. NOch gegenwärtig - 2013 - zeigt sich, dass durch kluges Handeln und Verwalten auch nach Jahrzehnten großer Nutzen gezogen wird. Das Schloss ist in den Händen des Freilichtmuseums. Es wird gut als Schlossobjekt von den Besuchern angenommen.
Der Gutshof ist, wie geschilder, etwas zersiedelt. Eigentlich sind dort 5 größere Einrichhtungen präsent. Es sind der schon erwähnte Ausbau einer großen Halle zum Feuerwehrdept an erster Stelle genannt, die leistungsstarke Großküche, die Metallbau Branco GmbH Altranft, das geschaffene Gemeindezentrum, die Nutzung von alten Garagen der ehemaligen LPG durch das Freilichtmuseum zur Unterstellung einzelner Expomnate.
Im März 2015 begann der Rückbau nicht mehr genutzer Anlagen und Bauwerke. Zurück gebaut und abgerissen wurde der Schornstein des Heizhauses und der Firma Branco Metallbau GmbH Altranft. Eine Abrissfirma baute die ehemalige Tankstelle der LPG zurück. Es wurde das Tankhäuschen mit dem Öllager abgerissen und 8 Kessel gehoben. Weitere Abrisse und Rückbauten waren die ehemalige Waschrampe sowie der Feuerlöschteich. In allen Fällen musste eine umfassende Bodensanierung und Einebnung erfolgen. Die Katakomben - es ist ein riesiger Keller unterhalb der ehemaligen Brennerie - wurde von Asch eund Unrat freigebaggert. An einigen Gewölbebögen wurden Schäden festgestellt. Die Firma Hoch- und Tiefbau Neureetz, Sitz Altranft, nahm erste Sicherungsmaßnahmen vor. Dieses rießige Kellergewölbe ist nur über das Grundstück Böttcher zu erreichen.

Soweit ein kleiner Überblick über den Gutshof im Wandel der Zeit.

 
Ehemalige LPG - Garagen Heizhaus - Rückbau 2015
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