28.03.2013   

Joachim Wurl - so wie wir ihn kennen

Autor: Nacherzählt vom Ortschronisten Karl-Heinz Schwoch

Ein Leben für un dmit der Landwirtschaft, so möchte ich mein Arbeitsleben bezeichnen. Ich bin heute 76 Jahre alt. Meine Mutter hatte vor 1945 einen Hof - eine Landwirtschaft. Eine rentable Landwirtschaft nach dem Krieg wieder aufzubauen war sehr schwer. Wir wirtschafteten, meine Mutter und ich, einige Jahre als Einzelbauer. Unsere Familie konnte kaum davon leben. Wir haben dann beschlossen, der neu gegründeten LPG beizutreten. Ich interessierte mich als junger Mann sehr für die Technik. Es war eine Technik von Landmaschinen und Geräten zur Bewirtschaftung von Ackerflächen.
Bereits 1953 bin ich dann zur MAS gewechselt. Hier begann meine Ausbildung zum Traktoristen und Mechaniker. Ich kann sagen, dass in dieser Zeit jährlich neu entwickelte Maschinen und Geräte durch die MAS und später die MTS angeschafft wurden. Die Übergabe der ersten LKW ZIL 150, der Nazi-Raupe oder des Mädreshcers S 4, es waren Maschinen aus russischer Produktion, sie wurden meistens durch Funktionäre der SED und des Rates des Kreises an die MAS mit Fahnenappel und Propagandareden übergeben.

Joachim Wurl

Zu meiner Zeit bei der MAS war die Ankunft neuer Maschinen und Großgeräte nicht mehr so politisch geprägt. Bei den LPG gab es immer neue Traktoren, es waren unterschiedliche Typen, bis hin zum ersten Mähdrescher, nun aber schon aus DDR-Produktion. Es war stets eine große Freude für uns als Schlosser sowie bei den Traktoristen und LPG-Mitgliedern wenn ein neuer Traktor, ein Mähdrescher oder ein anderes hochwertiges landwirtschaftliches Gerät geliefert wurde. Besichtigungen und Probefahrten wurden gemacht. Eifrig wurden die Bedienungsanleitungen gelesen und auch schon die eine und andere fachlich eMeinung geäußert.
Mein Besteben war es stets, die Technik dieser neuen Geräte und Traktoren zu beherrschen und sie zu bedienen. An der Landwirtschaftsschule in Fürstenwalde habe ich mehrfach Qualifizierungslehrgänge besucht und erfolgreich abgeschlossen. Durch die Qualifizierung hatte ich sämtliche Berechtigungsscheine zum Führen der vorhandenen landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte. Meine letzte Qualifizierung war der Erwerb der Berechtigung für den Mähdrescher John Deere. Diesen Mähdrescher neiesten Typs bediente ich in der Agrargenossenschft Altranft. Die Agrargenossenschft Altranft war auch meine letzte Arbeitsstelle.
meine Kenntnisse habe ich immer, wo es möglich und erforderlich war, an Kollegen wietergegeben. Häufig wurde ich um Rat gefragt.
Zurückblickend kann ich sagen, mir hat diese Arbeit und das Ansehen und die Achtung, die man mir entgegenbrachte, sher gefallen; ich war stolz.

Die landwirtschaftlichen Strukturen und die Eigentumsverhältnisse änderten sich ab 1990. Auch bei mir standen Veränderungen an. Ich ging 1990 in den Vorruhestand. Es war eine gute Erfahrung für mich und ganz sicher auch für viele andere Kollegen, die diesen Weg gehen mussten.
1992 wurde ich Altersrentner. Seit dieser Zeit bin ich Hobbylandwirt. Ich habe mir einen beachtlichen Fuhrpark aus den gebrächlichsten Landmaschinen zugelegt. Mit der Auflösung der LPG waren die meisten Maschinen und Geräte nicht mehr gefragt. Ich habe diese noch sehr brauchbaren Geräte gekauft und teilweise wurden sie mir überlassen. Meine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse im Umgang, der Wartung und Pflege dieser meistens mechanischen Technik kamen mir zu Gute.
Im Dorf gab es eine Reihe Bewohner, die kleine Ackerflächen bewirtschafteten. Von diesen Hobbylandwirten erhielt ich Aufträge zur Bearbeitung ihrer kleinen Äcker. Pflügen, Eggen, Säen und Ernten sowie Fahrleistungen waren die häufigsten Arbeiten. Ich hatte eigentlich reichlich zu tun.
Viele Arbeiten führte ich aus Gefälligkeit, oft auch wegen gewisser gegenseitige Hilfe, aber auch zur Aufbesserung meiner Rente durch. Ich musste natürlich so wirtschaften, dass ich meine Unkosten und die notwendigen Reparaturen und Ersatzteile für meine Geräte bezahlen konnte.
Die anfallenden Reparaturen an den unterschiedlichsten Geräten machte ich überwiegend selst. Die Ersatzteile lassen sich noch relativ leicht beschaffen.
In den ersten Jahren meines Rentnerdaseins hatte ich noch eine Mutterkuh zur Aufzucht von Kälberngehalten. Die Kälber habe ich stets verkauft. In den letzten Jahren, so ab etwa Mitte 2005, war meine Hilfe bei der Bestellung der kleinen Felder nicht mehr gefragt und auch nicht mehr notwendig. Die Einwohner von Altranft bewirtschaften keinen kleinen Ackerflächen mehr. Es besteht kein Bedarf an meiner einst so gefragten Tätigkeit. Die meisten sind aus Altersgründen nicht mehr dazu in der Lage zu wirtschaften und eineindividuelle Tierhaltung gibt es auch nicht mehr.
+ Wieder hat sich mein Leben ein wenig verändert. Ich habe jetzt wieder mehr Zeit. Wie in meinem Alter, so geht es den meisten, lässt die Gesundheit zu wünschenübrig.
Einer gewissen gesellschaftlichen Tätigkeit gehe ich noch nach. Ich bin nun schon seit Jahren Mitglied des Gemeindekirchenrates. In dem Gremium der Flurerneuerung Altranft, Freienwalde und Wriezen arbeite ich aktiv mit. Einige Jahre war ich Mitglied des Vorstandes der Jagdgenossenschft unseres Ortes. Mt Sorge sehe ich als Landwirt die teilweise oberflächliche Bodenbearbeitung und die zunehmende Verwässerung des Oderbruchs. Der sich ständig verschlechternde Zustand schadet der Landwirtschaft und der Natur nachhaltig.

 
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