01.02.2014   

Peter Böhm - Der ewige Hausmeister und gute Schlossgeist

Autor: Aufgeschrieben und ergänzt vom Ortschronisten Karl-Heinz Schwoch

Ich bin im Erzgebirge aufgewachsen. Bereits 1956 hat es mich nach Brandenburg verschlagen. Mein erster Wohnort war Sonnenburg, dann Bergtal und danach Altranft.
Ich bin also von den Brandenburger Bergen an den Rand des Oderbruchs gezogen.

Zum Hausmeister wurde ich nach einigen Stationen. So war ich Schlosser und Traktorist in der LPG Altranft, war Kraftfahrer bei der HO (Handels-Organisation).

Schloss Altranft

1974 bin ich mit meiner Familie ins Schloss eingezogen. Zum damaligen Zeitpunkt waren dort drei Wohnungen eingerichtet. Meine Frau arbeitete schon vor meiner Hausmeistertätigkeit als Sekretärin im Kulturhaus; so wurde das Schloss damals genannt.
In den ersten zwei Jahren als Schlossbewohner war ich nebenberuflich als Hausmeister tätig. 1976 wurde ich hauptberuflich Hausmeister.
Ich habe den Wandel und die unterschiedlichsten sowie vielfältigsten Nutzungen des Schlosses hautnah miterlebt. Nach jeder Veränderung hatte ich stets einen fast unerschöpflichen Arbeitsaufwand.

Gaststätte im Schloss

Eigentlich ist im Schloss nicht mehr viel ursprünglich, oder jetzt wieder ursprünglich. Es wurde im Laufe der Jahre viel umgebaut. Türen wurden eingesetzt und verändert. Wände wurden entfernt, einst offene Räume wurden verkleinert. Originalzustand gibt es noch in einigen Kellerräumen.

Hier ein Einschub von Karl-Heinz Schoch zur Nutzung nach 1945:
Nach dem Freitod des Schlossherrn Eschebach und siener Ehefrau zog im März 1945 ein Stab der Wehrmacht ein. Es war die Führungsstelle des Bataillons für eine der letzten Verteidigungslinien im Osten von Berlin.
Unmittelbar nach Kriegsende im Mai 1945 zog eine kleine Pioniereinheit der Roten Armee ins Schloss ein. Diese Pioniereinheit war für das Munitionsräumen zuständig. Minensuchhunde waren vorhanden und ihre Hundehütten waren rechts und links am Zugangsweg vom Schlosstor zum Schloss aufgestellt. Diese Armeeeinheit zog bereits zum Spätsommer 1945 ab.
In diese Zeit file auch die Plünderung des Schlosses. In erster Linie wurden die Möbel und viele Gegenstände von den ussischen Soldaten ausgeräumt und erstmal in der alten Turnhalle untergestellt, bis dann der Abtransport folgte.
Auch einige Altranfter waren an Mobiliar und Gegenständen interessiert. Ich möchte behaupten, dass alles, was bewegt und abtransportiert werden konnte, auch ausgeräumt wurde.
Eine erste staatliche Nutzung erfolgte durch die neu gebildete Landwirtschaftsschule; auch wurden 4 Wohnungen eingerichtet. Nun erfolgte etwa um 1946 eine breite Palette der Nutzung.
In erster Linie war das Schloss Kulturhaus. Der Jugendclub zog ein, Eine Bibliothek wurde eingerichtet. Es gab ein Billardzimmer, einen Tischtennisraum. Eine Gaststätte hielt Einzug. Zwei große Zimmer wurden zu einem Saal umfunktioniert. 4 Klassenräume wurden eingerichtet, ein Kinderhort und eine Kinderkrippe mit Küche waren bis zur Wende 1989 in Funktion. Mit dem Gaststättenbetrieb wurde auch eine Toilettenanlage geschaffen.

Peter Böhm erinnert ich: Ich hatte als Hausmeister mit den Schülern, dieser Rasselbande, oft kleinere und gelegentlich auch größere Probleme. Nicht selten waren 50 Schulkinder in den Klassen udn Räumen untergebracvht. Vor allem bei schlechten Wetter tobten die Kinder in den Pausen im Schloss herum.

Ab 1992 gehörte das Schloss ausschließlich dem Museum. Nach dieser Zeit gab es keine fremden Einrichtungen mehr im Schloss. Die Schlossgaststätte und das Schlosskaffee bleiben. Wir, das Ehepaar Böhm, bewohnen die einzige noch verbliebene Wohnung nun schon seit 1974. Das sind bereits 40 Jahre. Ich wohne länger imSchloss als der einstige Besitzer Eschenbach.Wir hüten das Schloss immer noch, denn wir sind die einzigen Personen, die stets vor Ort sind.

Anfang 2014 meldete die Kreisverwaltung an, dass es große Probleme mit der Finanzierung des Museums gibt. Essindab 2015 keine Gelder zur Unterhaltung dieser Einrichtung im Haushalt vorgesehen.

Karl-Heinz Schwoch ergänzt: Die Zukunft des Schlosses ist offen. Ohne einen Träger wird die Unterhaltung eines so großen Objektes sehr schwierig. Es ist ganz sicher ein Umdenken auch in der Museumsleitung notwendig. Die oft bemängelde Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, den Vereinen und Betrieben wird sich auch nicht gerasde positiv auf die kommenden großen Probleme auswirken.

Peter Böhm ist uns allen auch als Musiker bekannt. Zu vielen Zusammenkünften und Veranstaltungen hat er aufgespielt und für Stimmung gesorgt. Gelegentlich macht er das auf Anfrage auch heute noch.


Aufgeschrieben und ergänzt vom Ortschronisten Karl-Heinz Schwoch im Februar 2014.

 
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