17.03.1996    - 12.05.1996

Förderverein FLM Altranft - Zuckerfabrik Thöringswerder

Die Bude hat dicht gemacht
Mit der letzten Kampagne der Zuckerfabrik Thöringswerder entdet für das Oderbruch eine agrarhistorische Epoche. Die lokale Zuckerproduktion gehört der Vergangenheit an. Im Winter 1995/96 blieben die Rübentransporte nach Thöringswerder, die 130 Jahre zum gewohnten Bild der Jahreszeit gehört hatten, aus. Anlass genug, diese Lücke zumindest mit Erinnerung zu füllen. Angesichts der Rolle, die die "Bude" für die Wirtschaft der Region und das Leben ihrer Bewohner spielte, scheint ein Ausstellungsvorhaben zu diesem Thema angebracht. Die Erinnerung an die mit den Investitionen und Produktionserfolgen der letzten Jahre verbundenen Hoffnung auf den Fortbestand der Fabrik und die dann doch getroffene Entscheidung zur Verlagerung des Standortes ist frisch. Um so mehr bietet sich dem Freilichtmuseum Altranft die Chance, über die Ausstellung und gegebenenfalls begleitende Veranstaltungen ein Forum zu Artikulieren und Verarbeitung der Umbrüche der jüngsten Zeit anzubieten, vielleicht auch die Frage nach dem Danach zu stellen. Auch die gehört zur Geschichte von Thöringswerder.

Johann Gottlieb Koppe hatte den Runkelrübenanbau im Oderbruch eingeführt, und hatte 1837 in Kienitz mit der Zuckerproduktion begonnen. Nach der Mitte des Jahrhunderts kam es in der Folge zu einer rapiden Extensivierung des Zuckerrübenanbaus. Die Gründung von Zuckerfabriken - besonders in den 1860/1870er Jahren - war Folge und Motor dieser Entwicklung. 18 Verarbeitungsbetriebe lieferten Zucker nach Frankfurt, Stettin und Berlin. Zwischen 1865 und dem Ende des 1. Weltkrieges zählte auch Altranft zu diesen Standorten.

Der Zwang zu ökonomischer Produktion und moderneren Anlagen keitete etwa seit der Jahrtausendwende einen Konzentrationsprozess ein, der sich bis an die unmittelbare Gegenwart erstreckte. Die mit der Oderbruchbahn ab 1910 verbesserte Verkehrsanbindung forcierte diesen Prozess. 1989 waren schließlich nur noch die Zuckerfabriken Voßberg und Thöringswerder in Betrieb.
Thöringswerder, ab 1971 zur zentralen Fabrikationsanlage der Region ausgebaut, wurde als letzter Standort bis 1994/95 durch die Kölner Diamant-Zucker-Fabriken betrieben. Mit der Verlagerung der Produktion in die Magdeburger Börde verloren die noch verbliebenen 170 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.

Die am Freilichtmuseum Altranft im Rahmen einer Projektgruppe zur Geschichte des Zuckers recherchierten Daten zur Geschichte des Zuckerrübenanbaus im Oderbruch und die durch Jens Walter Ende 1994 durchgeführte Fotodokumentation zur letzten Kampagne der Zuckerfabrik Thöringswerder bilden die Grundlage eines Ausstellungsvorhabens, das inder Zeit vom 17.03. bis 12.05.1996 in den Räumen der Galerie im Schloss Altranft realisiert werden soll...

 
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